Barrierefreie Schulhäuser

Die Broschüre kann auch als PDF heruntergeladen werden.

 

Hören und verstehen fordert von einem hörbeeinträchtigten Kind viel mehr Konzentration und Anstrengung als ein normalhörendes Kind aufbringen muss – selbst wenn die Hörhilfen optimal eingestellt sind. Deshalb sind hörbehinderte Kinder speziell auf gute akustische Bedingungen ohne Störschall angewiesen, um dem Unterricht folgen zu können.

 

Doch die Infrastruktur von Schulbauten ist oft nicht hörbehindertengerecht gestaltet. Sonos, der Schweizerische Dachverband für Gehörlosen- und Hörgeschädigten-Organisationen hat nun zusammen mit dem Architekten Max Meyer die Broschüre «Barrierefreie Schulhäuser» herausgebracht. Die Publikation ist hilfreicher Ratgeber und Planungshilfe für Schulgemeinden, Architekten und Fachplaner.

Niemand darf in der schulischen Ausbildung aufgrund einer Behinderung benachteiligt werden, so erklärt das Behindertengleichstellungsgesetz von 2004. Leider wurden in der Vergangenheit aber den für Hörbehinderte zentralen akustischen Bedingungen in der Planung und beim Bau von Schulanlagen kaum Rechnung getragen. Hallende Schulzimmer, Gänge, Turnhallen und schlechte Lichtverhältnisse erschweren die akustische Informationsaufnahme, ja verunmöglichen sie zum Teil sogar. Doch hörbehinderte Kinder haben nicht nur einen Anspruch auf Rechtsgleichheit, sondern wir sind verpflichtet, ihnen auch das Recht auf Chancengleichheit zu gewähren. Insbesondere seitdem die integrative Schulung von hörbeeinträchtigten Kindern eingeführt und umgesetzt wird.

Chancengleiche Bildung
Sonos, der Schweizerische Dachverband der Gehörlosen- und Hörgeschädigten-Organisationen, setzt sich für chancengleiche Bildung ein. Hörbehinderung ist eine unsichtbare Behinderung. «Zahlreiche Barrieren verunmöglichen schulische und später berufliche Erfolgserlebnisse», sagt Sonos-Geschäftsführer Hannes Egli. «Wir müssen den betroffenen Kindern die beste Startchance bieten, die formulierten Lernziele der geltenden Lehrpläne zu erreichen. Barrierefreie Schulhäuser bilden dabei eine wichtige Voraussetzung». Mit der Broschüre «Barrierefreie Schulhäuser» gibt der Verband nun eine Publikation heraus, die sich an Schulgemeinden, Architekten und Fachplaner richtet. Denn mit der gesetzlich vorgegebenen Gewährung von Rechts- und Chancengleichheit für hörbeeinträchtigte Schüler müssen auch die Raumanforderungen im Schulbau diesen Prämissen genügen.

Beim Bauen für gehörlose und schwerhörige Menschen gilt das Zwei-Sinne-Prinzip. Damit ist gemeint, dass bei Beeinträchtigung eines Sinnesorgans die Kompensation der beeinträchtigten Wahrnehmung mit einem anderen Sinnesorgan möglich sein muss. Da hörbeeinträchtigte Menschen akustische Signale nicht wahrnehmen können, muss die Alarmierung auch optisch – zum Beispiel durch Alarmlichter – wahrnehmbar sein.

Der Kern der 22-seitigen Broschüre bildet das Kapitel zur raumakustischen Gestaltung von Unterrichtsräumen, Mehrzweckräumen und Turnhallen. «Gerade in die Jahre gekommene Schulhäuser haben für sensoriell Benachteiligte oftmals erheblichen Sanierungsbedarf», erklärt Mitautor Max Meyer. Der Bieler Architekt hat dafür Tabellen zu Richtwerten für Raumakustik zusammengestellt. Fallbeispiele, Informationen zu schalldämmenden Massnahmen und organisatorische Praxistipps für Lehrer ergänzen das Nachschlagewerk.

Die Publikation (Download-Link) wurde unterstützt durch die Béatrice-Weber-Ederer-Stiftung in Zürich. Die gedruckte Version kann auf der Geschäftsstelle von Sonos angefordert werden.

Weitere Informationen:
www.sonos-info.ch