Fische fahren Lift

 Fische gelangen über zwei Einläufkanäle zum Fischlift am Rand des Maschinenhauses. Foto: BKW
Fische gelangen über zwei Einläufkanäle zum Fischlift am Rand des Maschinenhauses. Foto: BKW

Der Fischlift beim Wasserkraftwerk Mühleberg hat seinen Betrieb aufgenommen. Er ermöglicht den Fischen die Wanderung von der Aare flussaufwärts über das rund 20 Meter hohe Wehr in den Wohlensee. Der Fischlift in Mühleberg ist die erste von rund 40 Massnahmen, welche die BKW voraussichtlich bis 2030 für die ökologische Sanierung ihrer Wasserkraftwerke umsetzt.

 

Das revidierte Gewässerschutzgesetz verlangt von Betreiberinnen von Wasserkraftwerken, diese bis 2030 ökologisch zu sanieren und so besser mit der Natur in Einklang zu bringen. Insbesondere sollen entsprechende Massnahmen die freie Fischwanderung sicherstellen. Heute sind Stauwehre oftmals unüberwindbare Hindernisse für Fische.

Neben den Massnahmen für die freie Fischwanderung verbessert die BKW im Rahmen der ökologischen Sanierung der Wasserkraftwerke Beeinträchtigungen durch Schwall und Sunk – also den unregelmässigen Abfluss – sowie den Geschiebehaushalt unterhalb der Kraftwerke. Die Investitionssumme für die insgesamt rund 40 Projekte beläuft sich auf 300 Millionen Franken und wird vom Bund getragen.

Funktionsweise des Fischlifts. Klicken zum Vergrössern. Grafik: BKW
Funktionsweise des Fischlifts. (Klicken zum Vergrössern.) Grafik: BKW

Fischlift Wasserkraftwerk Mühleberg
Als erstes Projekt hat die BKW beim Wasserkraftwerk Mühleberg einen Fischlift erstellt, der nach rund elf Monaten Bauzeit sowie der Testphase im September 2021 den Betrieb aufgenommen hat. Unterhalb des Wasserkraftwerks finden die Fische nun dank einer Lockströmung zu den beiden neuen Einstiegskanälen. Von dort gelangen die Fische in eine Wanne. Diese transportiert sie rund 20 Meter in die Höhe über das Stauwehr und in den Wohlensee. Mit dieser Höhe gehört der Fischlift beim Wasserkraftwerk Mühleberg zu den grössten dieser Anlagen in Europa.

Der Fischlift ist so gebaut, dass er möglichst vielen in der Aare lebenden Fischarten die Wanderung ermöglicht. In Mühleberg sind Lachs, Seeforelle und Barbe die Leitfischarten. Nach diesen Arten richten sich die Beckengrösse, die Steigung und die Fliessgeschwindigkeit in den Einstiegskanälen.

Um zu prüfen, ob die Fische den Lift nutzen, werden sie statistisch erfasst und mit Kameras auf ihrer Wanderung in den Einlaufkanälen und in der Wanne beobachtet. So kann der Lift optimal für die Fischwanderung der betroffenen Arten eingestellt und laufend justiert werden.

Weitere Massnahmen
Neben den vom Gewässerschutzgesetz geforderten Massnahmen zur ökologischen Sanierung der Wasserkraftwerke setzt die BKW weitere Massnahmen um, um ihre Anlagen in Einklang mit der Natur zu bringen. Finanziert werden diese zusätzlichen Massnahmen zu einem Teil aus dem BKW Ökofonds. Die Fondsgelder stammen aus dem Verkauf von «naturemade star»-zertifizierter Wasserkraft. Pro Kilowattstunde Strom fliesst ein Rappen in den BKW Ökofonds – pro Jahr rund 1,6 Millionen Franken.

 

Mit Fischaufstiegshilfen ins Oberwasser

Alle Fische wandern – ob zum Laichen, für die Nahrungssuche, für die Besiedlung neuer Lebensräume oder zum Über-wintern. Auf ihrem Weg stossen sie oft auf künstliche Hindernisse. Dazu zählen auch Wasserkraftwerke mit ihren Stauwehren, die quer in Flussläufen liegen. Damit sie diese überwinden können, müssen die Kraftwerke fi schgängig sein. Das ist auch eine gesetzliche Vorgabe. Die Fischaufstiegshilfen haben oft die Form eines technischen oder natur-nahen Gerinnes. Dabei durchschwimmen die Fische aufeinanderfolgende Becken, die durch einen senkrechten breiten Schlitz miteinander verbunden sind. So schaff en es Fische, mehrere Höhenmeter etappenweise zu überwinden, bis sie im Oberwasser ankommen. In Mühleberg sind die Platzverhältnisse zu eng für eine solche Fischtreppe. Zudem ist das Wehr mit rund 20 Metern Höhe sehr hoch. Daher überwinden die Fische das Kraftwerk in einem Fischlift.