Ein ausserordentlich schwieriges Geschäftsjahr 2023 liegt hinter der Geberit Gruppe. Die Volumina waren aufgrund der rückläufigen Bauindustrie in Europa sowie des hohen Volumenniveaus im Vorjahr deutlich tiefer. Zudem war die Sanitärindustrie in einigen Ländern von der Verschiebung der Nachfrage von Sanitär- zu Heizungslösungen belastet. Die globalen und regionalen Lieferketten beruhigten sich dagegen im Berichtsjahr etwas. Die Verfügbarkeit von Rohmaterialien und Komponenten war gut, die Lieferfristen fielen deutlich kürzer aus als im Vorjahr.
Trotz des sehr schwierigen Marktumfelds konnten die operativen Margen im Vorjahresvergleich deutlich gesteigert werden, dies hauptsächlich aufgrund der hohen operativen Flexibilität insbesondere in den Werken und der Logistik, der deutlich gesunkenen Energiepreise und des konsequenten Preismanagements. Die Auswirkungen des gegenüber den meisten Währungen deutlich erstarkten Schweizer Frankens konnten damit ebenfalls mehrheitlich absorbiert werden. Insgesamt ist dies ein Hinweis auf die strukturelle und finanzielle Stärke sowie die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells. Damit gelang es, die Position als führender Anbieter von Sanitärprodukten weiter zu festigen und Marktanteile zu gewinnen.
Die europäischen Märkte litten im Gesamtjahr 2023 am stärksten unter den ausserordentlich schwierigen Rahmenbedingungen für die Bauindustrie. Der währungsbereinigte Nettoumsatz nahm in Europa insgesamt um 6,0 Prozent ab. Rückläufig war auch die Region Fernost/Pazifik (-3,8 Prozent). Zulegen konnten dagegen die Regionen Nahost/Afrika (+17,1 Prozent) und Amerika (+1,5 Prozent). In den Produktbereichen nahm der währungsbereinigte Nettoumsatz bei den Rohrleitungssystemen um 2,2 Prozent, bei den Badezimmersystemen um 5,7 Prozent und bei den Installations- und Spülsystemen um 6,2 Prozent ab.
Umweltleistung erneut erheblich verbessert
Die absolute Umweltbelastung der Geberit Gruppe nahm im Jahr 2023 weiter um 17,6 Prozent ab. Der währungsbereinigte Nettoumsatz sank im selben Zeitraum um 4,8 Prozent. Als Resultat reduzierte sich die Umweltbelastung im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (Ökoeffizienz) um 13,4 Prozent. Seit der Integration der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 verbesserte sich die Ökoeffizienz um 62,6 Prozent. Bezüglich des langfristigen Zielwerts, der auf einer durchschnittlichen Verbesserung von 5 Prozent pro Jahr basiert, liegt Geberit weiterhin sehr gut auf Kurs.
Das mittelfristige Ziel, die relativen CO2-Emissionen jährlich um 5 Prozent zu senken, wurde auch 2023 deutlich übertroffen. Im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz reduzierten sich die CO2-Emissionen um 15,6 Prozent. Die absoluten CO2-Emissionen sanken im Vergleich zum Vorjahr um 19,6 Prozent auf 121’014 Tonnen (2022: 150’591 Tonnen) und wurden damit deutlich stärker reduziert als die Volumina. Diese Reduktion ist auf zielgerichtete operative Massnahmen, die kontinuierliche Erhöhung des Anteils von Strom aus erneuerbaren Energien und auf einen Rückgang der Produktionsvolumina zurückzuführen. Seit dem Jahr 2015 gelang es, die CO2-Emissionen im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) um 63,2 Prozent zu senken.
Deutlich höhere Investitionen
Die Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen betrugen 2023 CHF 197 Mio. Das sind CHF 42 Mio. beziehungsweise 27,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Bezogen auf den Nettoumsatz lag die Investitionsquote bei 6,4 Prozent (Vorjahr 4,6 Prozent). Die im Vorjahresvergleich deutlich höheren Investitionen waren auf strategische Werkserweiterungen in Pfullendorf (DE) und Lichtenstein (DE) sowie den Bau eines neuen Kundenzentrums in Deutschland zurückzuführen. Im Rahmen der strategischen Stabilität wurden alle wichtigen grösseren Investitionsprojekte plangemäss umgesetzt.
Anzahl Mitarbeitende zurückgegangen
Ende 2023 beschäftigte die Geberit Gruppe weltweit 10’947 Mitarbeitende (FTE). Das entspricht einem Rückgang von 567 Personen oder -4,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Abnahme war vor allem auf Kapazitätsanpassungen bei den temporären und befristeten Mitarbeitenden in den Bereichen Produktion und Logistik im Zusammenhang mit dem deutlichen Volumenrückgang und auf natürliche Fluktuation zurückzuführen. In mehreren aussereuropäischen Märkten kam es dagegen aufgrund von fokussierten Vertriebsinitiativen zu einem Personalaufbau.
Innovation als Basis für künftiges Wachstum
Die im Branchenvergleich überdurchschnittliche Innovationsstärke von Geberit beruht auf einer breit abgestützten eigenen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit. Im Berichtsjahr wurden insgesamt CHF 70 Mio. (Vorjahr CHF 72 Mio.) oder 2,3 Prozent des Nettoumsatzes in die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten, Verfahren und Technologien investiert. Zudem wurden im Rahmen der Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen erhebliche Ausgaben für Werkzeuge und Betriebsmittel für die Fertigung von neu entwickelten Produkten getätigt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 25 Patente angemeldet, in den letzten fünf Jahren insgesamt 159 Patente.
Ausblick 2024
Für das laufende Jahr wird aufgrund der herausfordernden makroökonomischen Rahmenbedingungen und der anhaltenden geopolitischen Risiken eine insgesamt rückläufige Bauindustrie erwartet.
Die gestiegenen Baukosten und Zinsen haben in den letzten zwei Jahren die Nachfrage in der europäischen Bauindustrie – insbesondere im Neubausektor – erheblich gedämpft. Die Baugenehmigungen in Europa sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2023, getrieben durch die schwache Entwicklung im Wohnungsbau, um rund 20 Prozent zurückgegangen, was zu einem entsprechenden Rückgang der Neubautätigkeit im Jahr 2024 führen wird. Der stärkste Rückgang wird in Nordeuropa und in Deutschland erwartet. Die Neubautätigkeit in der Schweiz dürfte sich hingegen aufgrund der geringeren Inflation und der niedrigeren Zinsen positiver entwickeln. Im globalen Renovationsgeschäft, dessen Anteil rund 60 Prozent am Geberit Umsatz beträgt, wird im Gegensatz dazu ein robusterer Verlauf erwartet, was hauptsächlich auf folgende Gründe zurückzuführen ist. Zum einen ein grundsätzlicher Bedarf an Renovationen in mehreren europäischen Ländern, und zum anderen kein zusätzlicher Druck durch die Verlagerung von Sanitär- zu Heizungslösungen wie im Vorjahr.
Trotz der insgesamt negativen Prognosen für die europäische Bauindustrie im Jahr 2024 sollten die erwarteten Zinssenkungen im Laufe des Jahres und der strukturelle Trend zu höherwertigen Sanitärstandards die Nachfrage positiv stimulieren. Bei den aussereuropäischen Märkten, in denen Geberit aktiv ist, wird für das laufende Jahr ein gemischtes Bild erwartet – mit einer starken Nachfrage beispielsweise in Indien, der Golfregion oder Ägypten und Rückgängen beispielsweise in China oder Australien.
Geberit Gruppe
Die weltweit tätige Geberit Gruppe ist europäischer Marktführer für Sanitärprodukte und feiert im Jahr 2024 ihr 150-jähriges Bestehen. Geberit verfügt in den meisten Ländern Europas über eine starke lokale Präsenz und kann dadurch sowohl auf dem Gebiet der Sanitärtechnik als auch im Bereich der Badezimmerkeramiken Mehrwerte bieten. Die Fertigungskapazitäten umfassen 26 Produktionswerke, davon 4 in Übersee. Der Konzernhauptsitz befindet sich in Rapperswil-Jona. Mit rund 11’000 Mitarbeitenden in rund 50 Ländern erzielte Geberit 2023 einen Nettoumsatz von CHF 3,1 Milliarden. Die Geberit Aktien sind an der SIX Swiss Exchange kotiert und seit 2012 Bestandteil des SMI (Swiss Market Index). www.geberit.com