Geothermie für Bundesbauten

Obwohl geologische Gutachten im Untergrund von Magglingen warmes Tiefenwasser vermuten, kann das Vorhandensein dieses Wärmereservoirs erst durch detaillierte Untersuchungen bestätigt werden. Foto: zvg
Obwohl geologische Gutachten im Untergrund von Magglingen warmes Tiefenwasser vermuten, kann das Vorhandensein dieses Wärmereservoirs erst durch detaillierte Untersuchungen bestätigt werden. Foto: zvg

Das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) realisiert in Magglingen zurzeit mehrere Neubau- und Sanierungsprojekte für das Bundesamt für Sport (BASPO). Parallel dazu wird ein Grossteil der Energieversorgung erneuert. Künftig sollen Gebäude mit Erdwärme oder Geothermie aus einer Tiefe von rund 1’300 Metern versorgt werden. Dies ist für Bundesbauten eine Premiere. Mit der Umstellung auf Geothermie sinkt der CO2-Ausstoss um über 90 Prozent.

 

Das Nationale Sportzentrum in Magglingen (NSM) zählt Dutzende von Gebäuden wie Sporthallen, Unterkünfte, Schulungsanlagen, Sportmedizinräume und Verwaltungsbauten. Die meisten Gebäude werden heute mit Gas beheizt. Diese dezentralen Gasheizungen sollen nun durch die umweltfreundliche Wärmequelle Geothermie ersetzt werden. Die zentral gewonnene Erdwärme wird über ein neues Fernwärmenetz in alle bestehenden und neuen Gebäude verteilt. Beträgt der jährliche CO2-Ausstoss heute mehr als 1’300 Tonnen, sinkt er künftig um über 90 Prozent auf noch rund 70 Tonnen.

Warmes Tiefenwasser für das Fernwärmenetz
Erdwärme ist eine praktisch emissionsfreie Energiequelle. Der gesamte Wärmebedarf der NSM-Infrastruktur von mehr als 6 Gigawattstunden pro Jahr lässt sich künftig ohne Verbrennungsprozess decken. Voraussetzung dazu ist ein genügend grosses Wasserreservoir mit guten Fliesseigenschaften im Untergrund. In Magglingen wird eine Tiefe von rund 1’300 Metern angepeilt und warmes Wasser mit einer Temperatur von 30 bis 50 Grad erwartet. Über einen ersten Bohrschacht wird das warme Wasser an die Erdoberfläche gepumpt. Ein Wärmetauscher entnimmt dem Wasser die Wärme und gibt sie an das Fernwärmenetz ab. Das dadurch abgekühlte Wasser wird über einen zweiten Bohrschacht in den Untergrund zurückgegeben. Bei einer solchen Anlage ist nicht mit Erdbeben zu rechnen, da im Tiefengestein kein Druck erzeugt wird. Seit 1994 ist in Riehen (BS) eine ähnliche Anlage zuverlässig in Betrieb.

Erkundung des Untergrunds nötig
Obwohl geologische Gutachten im Untergrund von Magglingen warmes Tiefenwasser vermuten, kann das Vorhandensein dieses Wärmereservoirs erst durch detaillierte Untersuchungen und eine Probebohrung bestätigt werden. Ist kein oder zu wenig warmes Wasser vorhanden, kommt eine zentrale Holzschnitzelheizung als Alternative zum Einsatz.

Aktuell verstärkte Bautätigkeit in Magglingen
Neben der Erneuerung der Energieversorgung realisiert das BBL zurzeit mehrere Neubau- und Sanierungsprojekte für das BASPO: Die Hochschule Lärchenplatz und die Ausbildungshalle sind seit 2020 im Bau. Im laufenden Jahr wird ein Kunstrasenplatz beim Stadion «End der Welt» ersetzt. Diese Projekte haben diverse Baustellen und Einschränkungen beim Verkehr zur Folge. 2022 wird zudem der Neubau des Unterkunfts- und Ausbildungsgebäudes gestartet. Die meisten Bauarbeiten werden voraussichtlich 2024 abgeschlossen sein.

Funktionsweise einer Geothermieanlage. Grafik: BBL
Funktionsweise einer Geothermieanlage. Grafik: BBL (Klicken zum Vergrössern)