Beim 2. Partnertreffen der Plattform «Meine Raumluft» haben sich die Vertreter von acht Mitgliederfirmen und vier nationalen Institutionen am Firmensitz der Drehson AG in Mettmenstetten getroffen, um über die Aktivitäten für eine künftig gesündere Raumluft zu diskutieren und Massnahmen zu beschliessen. Text: Oskar E. Aeberli
Weil wir Menschen und vor allem Schüler die meiste Tageszeit in Innenräumen verbringen, ist eine gesunde Raumluft zwingende Voraussetzung, um bei der Arbeit und beim Lernen kreativ zu sein und gute Leistungen zu erbringen. Das Atmen ist dabei eine absolute Selbstverständlichkeit, doch leider schenken wir einer guten und gesunden Raumluft in der Regel viel zu wenig Aufmerksamkeit. Denn unbestrittener Fakt ist: Wir atmen pro Minute rund zwanzig Mal ein und aus und nehmen so mit jedem Atemzug einen halben Liter Luft zu uns. Diese Tatsache zeigt die enorme Bedeutung und Wichtigkeit einer guten und gesunden Raumluft.
Rechtliche Voraussetzungen
Im Gebäudeebereich schreibt das Schweizerische Energiegesetz lediglich eine bestimmte Effizienz vor. Und diese Vorgabe impliziert eine gewisse Luftdichtigkeit bei der Gebäudehülle. Zudem verlangen Normen wie die SIA 180 ein Lüftungskonzept in Gebäuden. Diese Anforderung kann vom Architekten/Planer nach Wahl mittels natürlicher (Fenster) oder mechanischer Lüftung erfüllt werden. Als Abfall-Produkt der Atmung geben wir Menschen beim Ausatmen jedoch Kohlendioxid (CO2) an die uns umgebende Raumluft ab. Und diese ist für Gesundheitsexperten ein wesentlicher Indikator für «verbrauchte und ungesunde Luft».
Messkampagne in Schulen
Im Herbst 2016 hat deshalb die von Unternehmer Harry Tischhauser 2013 initiierte Plattform «Meine Raumluft» in Kooperation mit dem Zürcher Lehrerverband (ZLV) sowie der Lunge Zürich die Messkampagne «Gute Luft zum Lernen» in Zürcher Schulen gestartet. Dies mit dem klaren Ziel, die Aufmerksamkeit bei Lehrern und Schülern auf die zwingende Notwendigkeit einer gesunden Raumluft in den Klassenzimmern zu lenken. Hierfür konnte das Lehrpersonal auf der Webseite von «Meine Raumluft» Messgeräte bestellen, welch die Lunge Zürich per Post kostenlos der Schule lieferte.
Dabei zeigten das Lehrpersonal und vor allem die Schüler ein grosses Interesse für die Messkampagne. Während einer Woche trugen die Schüler drei Messwerte ins mitgelieferte Messprotokoll ein. Zum einen wurden die Raumlufttemperatur (Grad Celsius) und die relative Luftfeuchtigkeit (in Prozent) und zum andern der häufig unterschätzte CO2-Gehalt (ppm) der Raumluft eingetragen. Auf diese Weise konnten die Schüler die Abhängigkeit dieser drei relevanten Werte von der Raumbelegung und von ihrem Lüftungsverhalten in den Klassenzimmern beobachten.
Messwerte von über 100 Klassen
Die Aufzeichnung der Messwerte von über 100 Schulklassen erfolgte im Zeitraum von Herbst 2016 bis März 2017. Die anschliessende Auswertung zeigte eine deutliche Überschreitung vor allem im CO2-Bereich: Denn bei mehr als 13 Prozent der Messungen betrug der CO2-Pegel (Abbildung 1) am Ende der Lektion über 2000 ppm, welcher gemäss der «grosszügig definierten» Norm SIA 180 für die CO2-Konzentration in Aufenthaltsräumen der obere Grenzwert darstellt. Und auch bei der relativen Feuchte (Abbildung 2) lag ein Viertel der Messungen unter 30 Prozent, was bei empfindlichen Schülern bereits zu gesundheitlichen Problemen (Austrocknung der Schleimhäute) führen kann. Immerhin lagen die Temperaturen (Abbildung 3) bis auf einige wenige Ausnahmen in einem akzeptablen Bereich von 20 bis 22 Grad Celsius.
Start zu neuen Aktivitäten
Im November 2017 startete die Plattform nun die neue Kampagne «Luftsprung» für Schweizer Schulklassen, ein nationaler Wettbewerb für bessere Luft zum Lernen. Die Teilnahmeflyer dazu können von Lehrerinnen und Lehrern in beliebiger Anzahl auf der Webseite www.meineraumluft.ch bestellt werden. Für die fünf Gewinnerklassen und die einzelnen Schülerinnen und Schüler winken dabei attraktive Preise.
Eine Schulempfehlung für Lehrerinnen und Lehrer auf der Basis der Partner-Organisation in Österreich befindet sich derzeit in Überarbeitung. Diese dürfte im Februar 2018 verfügbar sein. Zudem sind die sieben Mitgliederfirmen aufgefordert, in kleinen Kreisen (10 bis 15 Personen) mit interessierten Kunden «Hot-Tables» zum Thema Gesunde Raumluft durchzuführen.
Weitere Informationen:
www.meineraumluft.ch
Appell für bessere Raumluft
Im Rahmen des 2. Partnertreffens von «Meine Raumluft», der unabhängigen Plattform für gesunde Luft in den Innenräumen, formulierten die Vertreter der Einzel- und Firmenmitglieder und der vier Institutionen einen gemeinsamen Appell an Behörden und Wirtschaft. Dieser umfasst fünf relevante Punkte: Raumluft braucht Aufmerksamkeit, Regeln, Rechte, Schutz und mehr Eigeninitiative. Diesen Herausforderungen versucht die Plattform mittels diverser Aktivitäten («Hot-Tables» von Partnern, der «Aktion Luftsprung» mit Lehrern und Schulklassen) auf mehreren Ebenen in nächster Zeit Nachdruck zu verschaffen.