
Im Industrie- und Gewerbebereich braucht es vor allem Flexibilität. Sowohl in der Raumnutzung wie auch bezüglich Wärme und Kälte. Deshalb sind zum Kühlen und Heizen besondere Lösungen gefragt. Text, Fotos und Grafik: GKS
Im Privatbereich sind Fussbodenheizungen Standard, sorgen unter oder direkt im Unterlagsboden verlegt für wohlige Wärme. Eine Lösung, die in Industrie- und Gewerbebauten nur schwer umsetzbar ist. Hier ist oft kein Unterlagsboden vorhanden, vielmehr nackter Beton. Auf diesem kommen grosse Maschinen oder riesige Regale mit ihrem Gewicht zu stehen, werden mit langen Verankerungen im Boden befestigt. Eine normale Bodenheizung kommt also nicht in Frage. Lange setzte man deshalb als Alternative auf Warmluftheizungen. Inzwischen sind diese jedoch kaum noch zeitgemäss. Zwar heizen sie die Luft rasch auf, sorgen durch ständigen Luftzug und aufgewirbelten Staub aber für unzufriedene Mitarbeitende. Zusätzlich entweicht die warme Luft schnell, da reicht ein kurz geöffnetes, grosses Tor. Energetisch bedenklich. Neue, effizientere und komfortablere Lösungen bieten Industrieflächenheizungen oder Deckenstrahlsysteme.
Effizient, nachhaltig, konstant: Industrieflächenheizung
Bei der Industrieflächenheizung werden die Heizkreise anstatt unter oder in den Unterlagsboden direkt ins Betonelement – Boden und/oder Decke – verlegt. Geschieht dies auf der unteren Armierung, ist auch noch genügend Bohrtiefe für allfällige Befestigungen gegeben, und zwar überall. «Diese Flexibilität in der Raumnutzung ist eine der häufigsten Anforderungen in Industrie- und Gewerbebauten», weiss Stephan Müller. Er ist Sales Manager beim Hersteller Rehau Vertriebs AG und Mitglied der Fachgruppe Wärmeverteilung von GebäudeKlima Schweiz. «Zudem muss eine Heizung einfach installiert werden können, eine konstante Temperatur liefern ohne Zugluft und kostengünstig sein im Betrieb. All dies lässt sich mit einer Industrieflächenheizung realisieren.» Tatsächlich lassen sich die Heizkreise nicht nur günstig einbringen, sondern vor allem auch flexibel auf die Gebäudegeometrie anpassen. Vor allem, wenn die Heizungsrohre direkt vor Ort in den Betonkern verlegt werden. Daneben gibt es auch die Option, vorfabrizierte Netze mit Heizkreis-Modulen auf der Baustelle einzubringen oder aber besonders zeiteffizient mit Betonfertigelementen zu bauen, in welche die Heizungsrohre bereits verlegt sind.

Ist die Industrieflächenheizung installiert, heizt sie nicht wie die konventionelle Bodenheizung nur den Boden, sondern gleich das ganze Bauteil. Dies schränkt zwar die Reaktionsfähigkeit etwas ein, was bei Industrie- oder Gewerbehallen jedoch kaum ins Gewicht fällt. Dafür profitiert man von der enormen Speicherfähigkeit: Die Wärme bleibt auch im Bauteil, wenn einmal Durchzug herrscht. Entsprechend reichen Vorlauftemperaturen von unter 30 Grad für eine konstant angenehme Wärme. Dies hält das gesamte Spektrum an Energieträgern offen und hilft, Kosten und Energie zu sparen. Gleichzeitig ist mit der Industrieflächenheizung auch eine energiesparende Grundkühlung möglich. Denn fliesst durch die Rohre kühles statt warmes Wasser, kühlt auch der Bauträger ab beziehungsweise entzieht der Umgebungsluft effizient Wärme. «In Zeiten des Klimawandels wohl sogar einer der grössten Pluspunkte solcher Flächenheizungen», weiss Stephan Müller.
Schnell, angenehm, sparsam: Deckenstrahlsysteme
Einen wesentlichen Nachteil aber haben Industrieflächenheizungen: Durch die Verlegung direkt im Betonkern sind sie praktisch nur im Neubau umsetzbar. In bestehenden Bauten hingegen empfiehlt es sich, mit Deckenstrahlsystemen zu arbeiten. Auch sie bieten flexible Raumnutzung, einfache Installation, konstante Temperatur und kostengünstiger Betrieb. Konkret werden bei Deckenstrahlsystemen Heizungsrohre an der Decke montiert. Festgemacht an vorhandenen Strahlträgern oder dann direkt am Beton. Natürlich nicht die nackten Rohre. Vielmehr Platten, auf oder in denen die Heizungsrohre zu liegen kommen. «Vereinfacht gesagt sind dies schlicht modulare Stecksysteme, fertig aufgebaut und gedämmt, in Länge und Breite praktisch frei variierbar», erklärt Rolf Ulmann, Verkaufsleiter bei Zehnder Group Schweiz. Dadurch können sie passgenau auf jene Flächen abgestimmt werden, die auch wirklich beheizt werden sollen. Oder gekühlt: Denn selbstverständlich bieten auch Deckenstrahlsysteme Kühlen und Heizen in einem. Vor allem aber reagieren sie enorm schnell, die Heiz- oder Kühlwirkung ist quasi umgehend spürbar. Und dies trotz ebenfalls tiefer Vorlauftemperaturen.

Zu verdanken ist dies dem Prinzip der Strahlungswärme, vergleichbar mit der Sonne von oben: «Die Energie überträgt sich enorm schnell. Aber erst, wenn die Strahlung auf einen Körper trifft», so Rolf Ulmann. Das geht soweit, dass die Strahlwärme oder -kälte mit zwei bis drei Grad Unterschied wahrgenommen wird, egal wie hoch die Halle ist. «Für eine gefühlte Temperatur von 20 Grad reichen also 18 Grad aus. Auch deshalb spart man im Vergleich zu anderen Systemen bis zu 40 Prozent an Energie.» Gleich wie bei Industrieflächenheizungen hat man ausserdem auch bei Deckenstrahlsystemen keinen Wartungsaufwand, keine Luft- und damit keine Staubzirkulation – und keine Lärmbelastung im Betrieb. Im Gegenteil: Deckenstrahlsysteme sind sogar in schallabsorbierender Ausführung erhältlich und sorgen damit dreifach für Komfort: Dämpfend, kühlend und wärmend. Während Böden und Wände flexibel nutzbar bleiben.