Urin ist etwas, über das sich die meisten Menschen keine Gedanken machen. Mit dem Urin-Trenn-WC save! bringt Keramik Laufen ein Thema mit Potential für die Kreislaufwirtschaft auf den Tisch.
Das Thema Urin wird selten mit positiven Assoziationen verbunden. Eigentlich schade, denn im Urin steckt viel mehr Potential als man vermutet. Zum Beispiel enthält der menschliche Urin den wertvollen Rohstoff Phosphor. Er wird vor allem in der Landwirtschaft als Bestandteil von Düngemitteln eingesetzt. In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen und schwindender Rohstoffe lohnt es sich also durchaus, Urin als Phosphorquelle in Betracht zu ziehen. Darüber hinaus ist Urin mit durchschnittlich 3–7 Gramm Stickstoff pro Liter ein essentieller Bestandteil der stickstoffbasierten Düngemittel, die ebenfalls in der Landwirtschaft verwendet werden.
Und es stecken noch viele weitere Nutzungsmöglichkeiten in dem bislang meist verschmähten flüssigen Gold: Zum Beispiel experimentieren chinesische Forscher schon seit Jahren damit, Zähne aus Urin zu züchten und britische Wissenschaftler erzeugen Elektrizität mit Hilfe der Bakterien, die im Urin enthalten sind. Noch sprechen wir da zwar von geringen Mengen an Strom, aber er reicht beispielsweise für den Betrieb eines Mobiltelefons.
Die Nährstoffe
Derzeit gelangen die oben beschriebenen Nährstoffe im Urin weitgehend ungeklärt und direkt über das Abwasser in die natürlichen Gewässer. Zusammen mit den Nährstoffmengen, die aufgrund der Überdüngung in der Landwirtschaft ebenfalls in die natürlichen Gewässer eingebracht werden, entsteht eine Übersättigung. Aus Nährstoff wird Schadstoff.
Konkret bedeutet das, dass Stickstoff und Phosphor, die in die Wassersysteme eingeleitet werden, das Pflanzenwachstum fördern und damit die sogenannte Algenblüte verursachen. Die Bakterien, welche die Algen zersetzen, entziehen dem Wasser Sauerstoff und töten damit das gesamte Leben in der betroffenen Region. Es entstehen sogenannte «Dead Zones», was Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die Gesundheit der Gewässersysteme hat.
Zusätzlich ist der menschliche Urin auch für die problematische Mikroverunreinigung, beispielsweise durch Hormone und Medikamentenrückstände, im Abwasser verantwortlich. Alle bisherigen Bemühungen, diese Schadstoffe zu eliminieren, führten lediglich dazu, dass die Infrastruktur des Abwassermanagements teurer, komplexer und zunehmend energieintensiver wurde.
Heute verunreinigen 1,5 Liter menschlicher Urin zirka 180 Liter Abwasser. Das Thema beschäftigt die Wissenschaftler schon seit den 90er-Jahren. Entsprechend lange untersuchen sie alternative Wege, um die Verschmutzung durch menschliches Abwasser zu verringern. Die Schweizer Eawag, eines der weltweit führenden Wasserforschungsinstitute, verfolgt dabei die interessante Möglichkeit der «Source Separation Technology», bei der das WC-Abwasser bereits an der Quelle in Urin, Fäkalien und Grauwasser getrennt wird. Separiert man die Abwassertypen gleich bei der Entstehung, können die verschiedenen Ströme nachhaltig verarbeitet und wertvolle Ressourcen wiedergewonnen werden. Das Abwassermanagement wird damit Teil der Kreislaufwirtschaft. Obendrein verringert sich der Aufwand der Klärung immens.
Die Macher
Mit save! haben das österreichische Designstudio EOOS, Eawag und Keramik Laufen ein wegweisendes Urin-Trenn-WC entwickelt, das ein neues Kapitel im nachhaltigen Abwassermanagement aufschlägt. Es baut auf Erkenntnissen der «Blue Diversion Toilet» auf, die mit Mitteln der «Re-invent the Toilet Challenge» der Bill & Melinda Gates Foundation von EOOS und Eawag entwickelt wurde.
Die Schlüsselinnovation des Produkts ist eine von EOOS Design entwickelte «Urin Trap». Sie nutzt das hydrodynamische Prinzip des Teekanneneffekts, um den Urin nur unter Verwendung der Oberflächenspannung in Richtung eines verdeckten Auslasses zu leiten. Dabei stellt der intelligent designte Keramikkörper sicher, dass es keine Rolle spielt, ob das WC von einem Mann, einer Frau oder einem Kind genutzt wird. Spülwasser hingegen, das mit einer viel höheren Menge und Geschwindigkeit abgegeben wird, läuft über den Urinauslass hinweg. Gleiches gilt für Feststoffe und Toilettenpapier, die wie gewohnt in den Abfluss fallen.
Keramik Laufen hat das Prinzip der «Urin Trap» auf den Typus Wand-WC angewandt und mit einer innovativen Wasser- und Urinführung optimiert. Durch die perfekte und nahezu unmerkliche Integration der Technologie in den Keramikkörper vermittelt das WC optisch die hochwertige Eleganz einer Design-Toilette und lässt sich ohne gestalterische Zugeständnisse auch in anspruchsvolle Badezimmerdesigns einfügen. save! ist die erste Urin-Trenn-Toilette, die alle Industriestandards erfüllt. Spülrandlos und wandmontiert ermöglicht sie den Nutzern sich komfortabel, hygienisch und ganz neu auch sinnstiftend zu erleichtern.
Die Fakten
save! wurde als Produkt für Europa entwickelt und ist zum Patent angemeldet. Es hält die bestehende Funktionsnorm nach EN 997 Klasse 1, Typ 6 (6 / 3 L) ein. Der Geruchsverschluss im Urinsiphon mit einer Füllmenge von 65 ml gewährleistet den Wasseraustausch bei jeder Spülung und entspricht Urinalstandards. Er lässt sich warten oder ersetzen, ohne dass save! von der Wand genommen werden muss. Die getrennte Abwasserführung erfordert eine Installation in Verbindung mit einem Installations-System (UP-Spülkasten) ebenfalls von LAUFEN. Dies garantiert standardisierte, voreingestellte Spülbedingungen und erhöht die Montagesicherheit durch vormontierte Montagemanschetten. Die Separation erfolgt ohne metallische Montageteile und nur durch intelligente keramische, hygienische Urin- bzw. Wasserführung. Zur Entwicklung und Optimierung der inneren Geometrien wurden von der ETH Zürich erstellte digitale Strömungssimulationen berücksichtigt sowie in den Testlabors von Keramik Laufen praktische Spülsimulationen durchgeführt.