Klimabeton aus Pflanzenkohle

Der CO<sub>2</sub>-neutrale Beton wird bereits eingesetzt. Foto: Matthias Nutt
Der CO2-neutrale Beton wird bereits eingesetzt. Foto: Matthias Nutt

Die Logbau bringt unter dem Produktnamen KLARK den ersten nachweislich komplett CO2-neutralen Beton der Schweiz auf den Markt. Das in der achten Generation geführte Familienunternehmen Zindel United hat sich zur Aufgabe gemacht, mit ihren Tochtergesellschaften nachhaltige und innovative Lösungen für die kommenden Generationen zu erarbeiten. Diese Aufgabe haben der Baustoffhersteller Logbau und der Pflanzenkohle-Produzent INEGA mit KLARK umgesetzt. Das neue Verfahren wurde in intensiver Forschung gemeinsam mit der Fachhochschule OST entwickelt und bereits in der Praxis eingesetzt.

Beton ist nach wie vor der vielseitigste und meistgenutzte Baustoff der Schweiz. Er ist äusserst flexibel, einfach zu verbauen und kann einzigartige Designakzente setzen. Aufgrund der CO2-Bilanz steht Beton in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings unter Druck. Die Logbau mit Sitz in Maienfeld hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Bilanz zu verbessern, ohne Abstriche bei der Verarbeitung und der Leistung zu machen. Der Aufwand hat sich gelohnt, entstanden ist der erste wirklich CO2-neutrale Beton der Schweiz.

Beeindruckende CO2-Bilanz
Dank der Verwendung von hochwertiger INKoh-Pflanzenkohle als Zusatzstoff verwandelt Logbau den Beton in eine CO2-Senke. Das Basisprinzip: Holz lagert auf natürliche Weise eine beträchtliche Menge an CO2 ein, welches durch das speziell entwickelte Pyrolyseverfahren dauerhaft in der Pflanzenkohle gebunden wird. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Beton können so mehr als 200 Kilogramm CO2 pro Kubikmeter Beton permanent neutralisiert werden. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit ungefähr 120 Kubikmeter Beton entspricht dies 24 Tonnen Kohlendioxid, oder in etwa gleich viel, wie ein durchschnittliches Auto in der Schweiz während 10 Jahren ausstösst.

Die Ökobilanz kann durch sekundäre Rohmaterialien, CO2-reduzierten Zement, sowie Betonabbruch mit CO2-Speicherung sogar noch weiter verbessert werden. Ein CO2-negativer Beton mit über zwei Dritteln Sekundärrohstoffen ist somit in naher Zukunft ebenfalls möglich. Bei einem Jahresbedarf von ca. 15,5 Millionen Kubikmeter Beton in der Schweiz liegt damit das Reduktionspotenzial bei ca. 2,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist so viel wie alle Einwohner der Städte Zürich und Genf im gleichen Zeitraum ausstossen.

18 Gramm Pflanzenkohle weisen die gleich grosse innere Oberfläche wie ein ganzes Fussballfeld auf. Foto: Matthias Nutt
18 Gramm Pflanzenkohle weisen die gleich grosse innere Oberfläche wie ein ganzes Fussballfeld auf. Foto: Matthias Nutt

Gemeinsam mit Ostschweizer Fachhochschule entwickelt
Intensive Forschung und zahlreiche Versuche haben zum Erfolg geführt. Spezialisten der Ostschweizer Fachhochschule OST in Rapperswil haben die gemeinsame Entwicklung der Logbau und INEGA von Anfang an begleitet, die Grundlagenforschung beigesteuert und regelmässige Tests durchgeführt, um die ideale Rezeptur zu ermitteln.

Das Endprodukt verfügt über gleichwertige Eigenschaften wie herkömmlicher Beton, ist aber komplett CO2-neutral und je nach Rezeptur sogar CO2-negativ, also eine permanente CO2-Senke. Zudem ist der Klimabeton vollständig rezyklierbar. Das Patent für den Klimabeton ist bereits angemeldet.

Der Schlüssel dazu ist die für Baustoffe entwickelte INKoh-Pflanzenkohle von INEGA. Diese entsteht ausschliesslich aus unbehandeltem Restholz aus regionaler Forstwirtschaft. Logbau kombiniert dieses naturreine Schweizer Produkt mit ihrem Beton und erhält so ein innovatives Endprodukt. Erste Tests und Studien haben zudem ergeben, dass KLARK potenziell noch weitere Vorteile bietet, wie reduzierte Schwindrisse, eine effizientere Wärmedämmung sowie einen besseren Schallschutz. Weiterführende Untersuchungen sind in Planung.

Bereits erste Wände betoniert
Der neue Klimabeton erfüllt die Anforderungen der gängigen Beton-Norm SN EN 206 und kann im Hochbau problemlos eingesetzt werden. Für Christian Wengi ist genau dies der Erfolgspunkt: «Durch die einzigartige Komposition und Leistungsfähigkeit ist ein Hightech-Baustoff aus natürlichen Ressourcen entstanden, der die Baubranche im Klimaschutz auf eine neue Ebene hebt. Architekten, Ingenieure und Baumeister müssen weder in der Planung noch beim Einbau Einschränkungen in Kauf nehmen». Der Beweis dafür sind die ersten Wände der neuen INKoh- Produktionshalle in Maienfeld, welche problemlos mit dem neuen Baustoff betoniert werden konnten.

Weil Pflanzenkohle noch nicht als Zusatzstoff von Beton in der Norm integriert ist, muss der Beton aktuell nach Zusammensetzung und nicht nach Eigenschaften ausgeschrieben werden.

Bald schweizweit erhältlich
Der neue Klimabeton ist marktreif. «Wir sind bereits mit interessierten Bauherrschaften und Partnern in Kontakt und bauen parallel die industrielle Produktionskette auf» erklärt Christian Wengi. Aktuell kann Logbau KLARK in Graubünden, St. Gallen und im Fürstentum Liechtenstein liefern. Mittelfristig soll der Klimabeton durch Partnerschaften und neue INKoh- Produktionsanlagen in der ganzen Schweiz hergestellt und vertrieben werden. Dies erhöht die regionale Wertschöpfung und macht die CO2-negative Innovation über die Kantonsgrenzen hinaus verfügbar.

 

Wie entsteht die Pflanzenkohle?

INKoh-Pflanzenkohle ist ein naturreines Schweizer Produkt, das von INEGA in einem speziell entwickelten Pyrolyseverfahren aus unbehandeltem Restholz aus regionaler Forstwirtschaft hergestellt wird. Sie wird nach den höchsten European Biochar Certification (EBC) Standards hergestellt und kann je nach Produktionsverfahren in der Biolandwirtschaft, als Tierfutterzusatz, im Gartenbau oder in der Wasserreinigung eingesetzt werden.
1 Gramm Pflanzenkohle weist eine innere Oberfläche von mehr als 400 m2 auf (18 Gramm entsprechen der Fläche eines Fussballfeldes) und kann ein fünffaches des Eigengewichts an Wasser speichern. www.inkoh.swiss