Lüften gegen Coronaviren

CO2-Messgeräte zeigen zwar nicht die Virendichte, sind aber Indikator für die CO2-Konzentration, welche 1000 ppm nicht überschreiten sollte. Foto: GKS
CO2-Messgeräte zeigen zwar nicht die Virendichte, sind aber Indikator für die CO2-Konzentration, welche 1000 ppm nicht überschreiten sollte. Foto: GKS

Als Corona-Schutzmassnahme setzen Schulen unter anderem auf verschiedene Lüftungsmassnahmen. Ein Überblick, worauf es dabei zu achten gilt und welche Lösungen welchen Effekt haben.

 

 

 

Wie schützen wir unsere Kinder in den Schulen bestmöglich vor Coronaviren? Diese Frage beschäftigt Eltern, Lehrpersonen sowie Schulbehörden seit bald zwei Jahren. «Die meisten Schulen orientieren sich dabei grundsätzlich an den Empfehlungen von Behörden und Hochbaudepartementen, welche als kurz- bis mittelfristige Massnahme unter anderem die Fensterlüftung vorschreiben», beobachtet Christoph Strahm, Geschäftsführer der Lüftungsanbieterin Zehnder Group Schweiz AG. An stark befahrenen Strassen können häufig geöffnete Fenster jedoch zum Problem werden, gleich wie in der kalten Jahreszeit. Etwas Abhilfe schaffen CO2-Messgeräte. «Sie zeigen zwar nicht die Virendichte, aber quasi als Indikator dafür die CO2-Konzentration, welche dann 1000 ppm nicht überschreiten sollte. Dadurch machen sie das Lüften immerhin nachvollziehbarer und planbarer, so dass man nicht einfach alle zehn Minuten lüftet», erklärt Professor Heinrich Huber vom Institut für Gebäudetechnik und Energie (IGE) an der Hochschule Luzern (HSLU). Bereits wenige Geräte pro Schule würden reichen, um pro Klasse und Schulzimmer zumindest einen sinnvollen Fensterlüftungsintervall festzulegen. «Beim Kauf von CO2-Messgeräten gilt es aber aufzupassen, dass nicht TVOC als CO2-Äquivalent, sondern wirklich CO2 gemessen wird. Solche Messgeräte sind teurer, im Zusammenhang mit Coronaviren jedoch aussagekräftiger.»

Kurzfristige Lösung Luftreiniger
Einen Schritt weiter geht, wer auf einen Luftreiniger setzt. Die Nachfrage sei aktuell hoch, bestätigen mehrere Hersteller. «Ihr grosser Vorteil ist, dass sie vergleichsweise günstig und sofort einsatzfähig sind. Sie benötigen weder Installation noch Einregulierung, sind also die ideale Sofortmassnahme», so Steffen Schmidt, Geschäftsführer des Lüftungsanbieters Helios Ventilatoren sowie Vorsitzender der Fachgruppe Komfortlüftung von GebäudeKlima Schweiz, in der auch Christoph Strahm und Heinrich Huber mitarbeiten. Gute Luftreiniger für kleinere Räume sind bereits für ein paar hundert Franken, solche für grössere Büros oder Schulräume ab wenigen tausend Franken erhältlich. Ihr Funktionsprinzip basiert auf dem Umluftverfahren: Raumluft wird angesogen, über einen Filter geführt, gereinigt und wieder an den Raum abgegeben. Erhältlich sind solche Luftreiniger in unterschiedlichen Dimensionen und mit verschiedenen Filtern.

Gemäss Heinrich Huber sollte ein Luftreiniger im Zusammenhang mit Coronaviren die Raumluft innerhalb einer Stunde vier bis sechsmal wechseln können – «das lässt sich am deklarierten Luftvolumenstrom ablesen und ausrechnen». Weiter empfiehlt er, auf HEPA-Filter zu setzen. «Die klassischen Modelle haben oft einen Feinstaub-Filter. Schon hier verbleiben nur noch fünf bis zehn Prozent der Aerosole in der Luft. Mit einem HEPA-Filter reduziert man die verbleibenden Aerosole sogar auf ein bis zwei Prozent.» Zusätzlich sollten bei einem Gerätekauf die Wartungskosten, etwa für den Filterersatz, sowie die Schallemission beachtet werden. «Ganz ersetzen kann und darf der Luftreiniger die Frischluftzufuhr ausserdem nicht», betont Heinrich Huber. Denn während Luftreiniger kleinste Luftpartikel wie etwa Viren mechanisch auffangen, ist das mit anderen Stoffen wie CO2 oder Gerüchen nicht möglich. «Zumindest aber reicht es dann, vielleicht nur in den Lektionspausen fünf Minuten zu lüften.»

Gesamtheitliche Lösung Komfortlüftung
Mittel- bis langfristig mache jedoch eine mechanische Lüftung mit warmer Frischluftzufuhr am meisten Sinn, hält Lüftungsspezialist Heinrich Huber von der Hochschule Luzern fest. «Gerade Gerüche oder die CO2-Konzentration sind für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern entscheidend. Deshalb sollte man den Fokus nicht nur auf Viren, sondern gesamtheitlich auf die Raumluftqualität legen.»

Eine solche Komfortlüftung tauscht die Innenraumluft kontrolliert und regelmässig durch frische, nicht kontaminierte Aussenluft aus, reduziert dadurch Feinpartikel wie Feinstaub, Bakterien und Viren aber auch die CO2-Konzentration ohne weiteres Zutun. Gleichzeitig wird mittels Wärmerückgewinnung die Frischluft gewärmt, so dass keine wertvolle Heizenergie verloren geht und kalte Zugluft verhindert wird. Entsprechend lohnt sich die etwas höhere Investition. Wie hoch genau diese sei, sei sehr individuell, so Steffen Schmidt von Helios Ventilatoren: «Am einfachsten lassen sich Preise in einer Beratung oder zum Beispiel in einer Auslegungssoftware eruieren.»

Pauschal lässt sich jedoch sagen: Während für ein Lüftungssystem im Neubau ab 10’000 Franken aufwärts gerechnet werden muss, sind einfachere Geräte bereits ab wenigen tausend Franken erhältlich. «Solche Einzelraumlüftungsgeräte lassen sich innerhalb eines halben Tages problemlos nachträglich in Schulräumen einbauen», führt Christoph Strahm der Zehnder Group Schweiz AG aus.

 

GebäudeKlima Schweiz

GebäudeKlima Schweiz ist der bedeutendste Schweizer Hersteller- und Lieferantenverband der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die Mitglieder sind mehrheitlich Systemanbieter und unterhalten gesamtschweizerische Verkaufs- und Servicenetze. Als «Stimme der Gebäudetechnik-Industrie» bringt GebäudeKlima Schweiz die Meinung der Industrie zu aktuellen Themen in die politische Diskussion mit ein, verhandelt mit Behörden und Verbänden, engagiert sich für optimale Rahmenbedingungen für die Schweizer Gebäudetechnik-Industrie, übernimmt eine wichtige Rolle in der Aus- und Weiterbildung und wird durch den branchenübergreifenden Austausch unter den Mitgliedern zu einem wichtigen Innovations- und Kompetenzzentrum. www.gebaeudeklima-schweiz.ch