Vor allem im Mietbereich kommen immer häufiger Handtuchstangen anstatt Badheizkörper zum Einsatz. Grund dafür sind nebst dem Kostendruck auch falsche Vorurteile bei Bauherren und Hausbesitzern. Durch den Verzicht auf einen Badheizkörper geht jedoch mehr als nur Behaglichkeit und der Komfort von vorgewärmten, hygienischen Bade- und Duschtüchern verloren.
Text: Konrad Imbach, Geschäftsleiter GebäudeKlima Schweiz
Aus dem Bett direkt ins warme Badezimmer, in dem ein vorgewärmtes Handtuch nach dem Duschen auf einen wartet. Ein separater Heizkörper im Badezimmer hat seine Vorzüge. Nicht nur bezüglich persönlichem, dank raschem Aufheizen schnell verfügbarem Komfort. Auch was die Sauberkeit, das Raumklima sowie den Energieverbrauch anbelangt. Und dennoch wird immer mehr aus Kostengründen auf einen solchen Badheizkörper verzichtet. Eine falsche Rechnung, findet Dominik Schlumpf, Produktmanager beim Hersteller Arbonia. «Schon ab 400 Franken bekommt man gute Modelle. Und spart damit weitere Heizkosten und beispielsweise auch Waschmaschinengänge. Wärme und Komfort muss nicht teuer sein.»
Gegen unhygienische Keime
Die Rechnung ist schnell gemacht. Vor allem in Übergangsmonaten im Herbst und Frühling empfinden viele die Temperaturen in ihrem Badezimmer als zu kühl. Nur für die kurzen Zeiten im Badezimmer die Heizung einzuschalten, ist jedoch weder energie- noch kosteneffizient. Hier kann ein elektrischer Badheizkörper gezielter Abhilfe schaffen. Denn moderne Anlagen lassen sich so programmieren, dass sie nur auf jene Zeiten hin heizen, während denen das Badezimmer auch wirklich genutzt wird.
Gleichzeitig soll der Heizkörper natürlich auch zum Trocknen der Handtücher genutzt werden. «Mit 300 Watt pro Tag hat man ein Badetuch getrocknet. Das kostet rund sieben Rappen», rechnet Peter Jenzer vor. «Dafür lässt sich das Tuch länger benutzen», sagt der Teamleiter Key Account beim Hersteller Zehnder Group Schweiz. So ist ein Badheizkörper dann auch eine Frage der Hygiene. Im warmen, feuchten Klima, wie man es in Badezimmern häufig antrifft, verdoppeln sich Keime durchschnittlich alle zwanzig Minuten. Der deutsche Industrieverband Körperpflege und Waschmittel empfiehlt, Dusch- und Badetücher wöchentlich ein- bis zweimal auszuwechseln und zu waschen. «Trocknet man die Tücher aber sofort nach dem Gebrauch, können diese Intervalle verlängert und die Raumhygiene verbessert werden. Somit spart man Waschgänge», so Jenzer. Hinzu kommt, dass ein schnell getrocknetes Handtuch länger schön und flauschig bleibt – und genau das wünscht man sich doch nach dem Duschen oder nach einem Bad.
Schutz vor Schäden am Gebäude
Für Dominik Schlumpf gehört ein Badheizkörper in jeden Schweizer Haushalt. «Auch in Mietwohnungen. Hier sollte man keinen Unterschied nach Wohnsegment machen.» Davon würden nicht nur die Mieter, sondern auch die Vermieter profitieren. «Manchmal sind es die kleinen Dinge, die eine Wohnung noch attraktiver machen.» Ausserdem schützen Hausbesitzer mit einem Badheizkörper die Substanz ihres Gebäudes. Neue, dichte Gebäudehüllen sind besonders anfällig auf ein zu feuchtes Raumklima. Das kann zu Schäden am Gebäude führen. Entsprechend ist es im Sinne des Vermieters, dass im Badezimmer jeweils möglichst schnell wieder ein normales Raumklima herrscht.
Experten empfehlen für Wohnräume 20 bis 21 Grad mit einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 30 bis 50 Prozent. Letzteres kann durch das Durchlüften nach dem Duschen oder Baden erreicht werden. Nur entweicht dadurch auch wertvolle Wärme durchs Fenster oder übers Dach ins Freie. Idealer sei da ein Badheizkörper in Kombination mit einer modernen Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung, erklärt Peter Jenzer: «Der Heizkörper entnimmt dem Dusch- oder Badetuch möglichst schnell die Feuchte, welche anschliessend über die Komfortlüftung abgeführt wird, während die zurückgewonnene Wärme wieder genutzt werden kann. Eine Methode, die dank zusätzlichem Komfort auch mehr Anreize für Mieter schafft als das Lüften über die Fenster.»
Anwendung steht im Vordergrund
Rein elektrisch betriebene Heizkörper bieten den Vorteil, dass sie auch nachträglich und unabhängig vom Vorhandensein von Warmwasser-Heizungsleitungen installiert werden können. Heizkörper im sogenannten Elektrozusatzbetrieb können sowohl klassisch mit Warmwasser als auch elektrisch betrieben werden. Dies bietet zum Beispiel den Vorteil, dass solche Heizkörper auch in der Übergangszeit, wenn die Heizungsanlage nicht läuft, den Raum erwärmen können.
Es existiert kein Verbot
Peter Jenzer und Dominik Schlumpf, die sich beide in der Fachgruppe Wärmeverteilung von GebäudeKlima Schweiz engagieren, begegnen im Alltag häufig dem Gerücht, dass elektrische Badheizkörper aus energetischer Sicht bald schon verboten würden. «Es gibt zu viele Falschinformationen zu Badheizkörpern. Das Gerücht eines baldigen Verbotes stimmt schlicht nicht», sagt Peter Jenzer dazu. Tatsächlich sagen die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) zwar, dass die Abdeckung der Wärmeleistung kein rein elektrischer Heizkörper übernehmen darf. «Sobald jedoch zum Beispiel eine Bodenheizung vorhanden ist und es nur um die Restwärmeabdeckung oder um trockene beziehungsweise vorgewärmte Handtücher geht, ist das kein Problem», ergänzt Dominik Schlumpf. Dies bestätigt auch ein Blick in die Broschüre «Ersatz von Elektro-Heizungen» von Energie Schweiz von 2015, in der ein solches Verbot klar verneint wird.
Zurzeit arbeiten verschiedene Hersteller daran, Badheizkörper noch energieeffizienter zu gestalten. Zum Beispiel mit einer «Fenster-auf-Erkennung». Diese soll den Elektroheizeinsatz eines Badheizkörpers automatisch zurückschrauben, sobald ein Badezimmerfenster geöffnet ist. Bei aller Innovation aber bleibt der Badheizkörper vor allem Garant für ein wohlig warmes Badezimmer und vorgewärmte, flauschige sowie hygienische Bade- und Duschtücher.
GebäudeKlima Schweiz
GebäudeKlima Schweiz ist die bedeutendste Schweizer Hersteller- und Lieferantenvereinigung der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die Mitglieder sind mehrheitlich Systemanbieter und unterhalten gesamtschweizerische Verkaufs- und Servicenetze. Als «Stimme der Gebäudetechnik-Industrie» bringt GebäudeKlima Schweiz die Meinung der Industrie zu aktuellen Themen in die politische Diskussion mit ein, verhandelt mit Behörden und Verbänden, engagiert sich für optimale Rahmenbedingungen für die Schweizer Gebäudetechnik-Industrie, übernimmt eine wichtige Rolle in der Aus- und Weiterbildung und wird durch den branchenübergreifenden Austausch unter den Mitgliedern zu einem wichtigen Innovations- und Kompetenzzentrum.
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