In über tausend Metern Tiefe verbinden Mikroorganismen Wasserstoff und CO2 zu erneuerbarem Methan. Diese sogenannte Geo-Methanisierung ist ein vielversprechendes Verfahren, um erneuerbaren Sommerstrom für den Winter zu speichern. Die gemeinsame Studie von Energie 360° und Partnern zeigt nun, dass eine Umsetzung möglich und wirtschaftlich interessant ist, wenn dabei bestehende Gasspeicher genutzt werden. Diese gibt es in den Nachbarländern der Schweiz. Zu diesem Zweck muss die Schweiz mit ihren Nachbarländern Regeln für den Import von erneuerbarem Gas vereinbaren.
Bei der Geo-Methanisierung wird im Sommer überschüssige erneuerbare Energie, beispiels- weise Solarstrom, in Wasserstoff (H2) umgewandelt. Dieser wird zusammen mit CO2, das etwa aus Biogasanlagen stammt, in einen natürlichen Untergrundspeicher eingebracht. In mehr als 1000 Metern Tiefe verbinden Mikroorganismen – Urzeitbakterien, sogenannte Archaeen – Wasserstoff und Kohlenstoff zu erneuerbarem Methangas (CH4). Im Winter, wenn der Bedarf an Strom und Wärme hoch ist, lässt sich das erneuerbare Gas ausspeichern und vielseitig nutzen.
Realisierung im nahen Ausland möglich
Das Forschungsprojekt «Underground Sun Conversion – Flexible Storage» (USC-FlexStore) von Energie 360° und dem österreichischen Energiespeicherunternehmen RAG Austria AG untersuchte technische, betriebliche, wirtschaftliche, ökologische und regulatorische Aspekte des innovativen Verfahrens. Als Schweizer Forschungspartner arbeiteten die Universität Bern, die Empa und die Ostschweizer Fachhochschule mit. Die Ergebnisse des Projekts zeigen nun, dass solche Speicher realisierbar sind – aus wirtschaftlichen Überlegungen idealerweise dort, wo bereits Lagerstätten vorhanden sind, beispielsweise im österreichischen Pilsbach.
Enormes Potenzial für Energiebedarf in der Schweiz
Die existierende und gute internationale Zusammenarbeit in Energieversorgungsfragen bleibt zentral. Somit kann die bestehende Infrastruktur, also das Europäische Gasnetz, genutzt und die gespeicherte Energie als erneuerbares Gas oder Strom beispielsweise für Industrieprozesse und Spitzenlastabdeckungen eingesetzt werden. Jörg Wild, CEO von Energie 360°: «Das Potenzial ist enorm: Jährlich kann mit diesem Verfahren erneuerbare Energie von einigen Terawattstunden saisonal gespeichert werden. Damit wird die Winterstromlücke in der Schweiz substanziell entschärft.» Voraussetzung für die Nutzung der Winterenergie ist jedoch, dass die Schweiz mit ihren Nachbarländern verbindliche Regelungen für den Bezug von erneuerbaren Gasen abschliesst.
Energie 360° prüft Beteiligung an Projekt
In einem nächsten Schritt will Energie 360° die gewonnene Expertise für die Geo-Methanisierung und -Speicherung vertiefen sowie das Know-how in zukünftige Projekte in der Schweiz und international einbringen. Zudem prüft das Unternehmen die Beteiligung an einem erneuerbaren Gasspeicher-Projekt in einem Nachbarland.