Die neue Norm 387/4 Elektrizität in Gebäuden des Schweizer Ingenieur und Architekten-Vereins (SIA) ist seit dem 1. Mai 2017 offiziell in Kraft. Diese bringt für die Elektro-Planenden im Bereich der Beleuchtung einige wesentliche Neuerungen im Vergleich zu alten SIA 380/4. Text: Oskar E. Aeberli
Die neue SIA Norm 387/4 ist kürzlich im Rahmen eines Fachkurses für Planer und Studierende an der A+W University vorgestellt worden. Diese ersetzt seit dem 1. Januar 2018 bei Bauten nach Minergie-Standard die alte SIA Norm 380/4. Fritz Tschümperlin von der Reflexion AG, ein erfahrener Lichtplaner, erläuterte den Teilnehmenden die Anforderungen und Neuerungen der neuen Norm und stellte das für die Umsetzung geeignete Planungs-Modul Relux Energy 17 vor.
Gültig für Hochbauten
Die neue Norm SIA 387/4, Elektrizität in Gebäuden, Beleuchtung, ersetzt als eine von drei neu konzipierten Normen die alte SIA 380/4 aus dem Jahre 2006. Die Norm SIA 382/2, Klimatisierte Gebäude, Leistungs- und Energiebedarf, ist bereits 2011 und die SIA 2056, Elektrizität in Gebäuden, Leistungs- und Energiebedarf, 2017 in Kraft getreten. Der Geltungsbereich der neuen Norm betrifft alle Hochbauten. Dabei geht es primär um die Ermittlung der elektrischen Anschlussleistung der Beleuchtung im Gebäude. Sie gilt auch, mit besonderen für Ziel- und Grenzwerten, in und Gebäude-Teilen mit älteren oder sehbehinderten Menschen. Die Norm ist jedoch nicht für Wohnungen und Notbeleuchtungen gültig.
Vier involvierte Parteien
Bei der Umsetzung der neuen Norm sind in der Praxis vier Parteien betroffen: der Architekt, die Bauherrschaft, die Fachplaner und die Lieferanten. Beim Vorgehen wird unterschieden zwischen der Projektphase, der Ausführungsphase und dem Betrieb. Dabei gilt es in jeder Phase abzuklären, ob die Anforderungen der Norm erfüllt wurden. Zudem ist der Energienachweis für alle drei Phasen, Planung Ausführung und Betrieb zu erbringen bzw. zu kontrollieren, wobei die Berechnung der Projektwerte, gesamthaft den Normativen-Anforderungen entsprechen muss.
Mehrere relevante Faktoren
Bei der Ermittlung der elektrischen Anschlussleistung mit der neuen Norm kommt wie schon bei der alten Norm die Formel Energie = Leistung mal Zeit zur Anwendung. Bei der Leistung werden grob die fünf Faktoren Energieeffizienz, Wirkungsgrad, Leuchtenlichtausbeute, Gleichzeitigkeit und der Wartungsfaktor gewertet, bei der Zeit sind es die fünf Faktoren Sonnenschutz, Verschattung, Glasanteil, Reflexionsgrad und Lichtsteuerung die eine Rolle spielen.
Grosse Energieeinsparungen
Die neuen Anforderungen der Norm mit klaren Ziel- und Grenzwerten bringen grosse Energieeinsparungen. So wurden z.B. die Ziel und grenzwerte bei den Hauptnutzflächen (Büros, Schulzimmer, Verkaufsflächen etc.) gegenüber der alten Norm 380/4 im Schnitt um 30 Prozent und bei den Verkehrsflächen und Nebennutzungen (Archive, Korridore, Lagerräume, WC‘s) im Schnitt um 50 Prozent tiefer angesetzt. Bei den «problematischen Nutzungen» wie Pflege, Gastronomie, Hotels, auf welche bei der neuen Norm erstmals eingegangen wurde, bleiben die Werte jedoch nahezu auf dem Level der alten Norm. Auf Grund der strengeren Ziel- Grenzwerte kann mit einer grosse Energieersparnis im betreib ausgegangen werden. Basierend auf der Energieetikette kann zudem die Leuchtenlichtausbeute (Im/W) in der Norm um bis zu 5 Prozent gesteigert werden.
Bewährtes Berechnungsstool
Mit dem Berechnungstool Relux Energy 17, das mit den neuen Ziel- und Grenz werten der Norm hinterlegt wurde, lassen sich nun Werte wie Sonnenschutz (Art und Regulierung), Horizontverschattung, Tageslichtregulierung und Präsenzmelder für typische Räumen auf einfache und rasche Weise präziser eintragen. «Wichtig für Planende, die bereits mit dem Tool arbeiten, dieses hat sich lediglich im Hintergrund geändert», so Experte Tschümperlin.
Nachgefragt bei Fritz Tschümperlin
Welches Gremium hat die neue SIA Norm 387/4 erarbeitet?
Die Kommission SIA 387 setzte sich aus einem breiten Fachgremium zusammen. Darunter sind Lichtplaner, Elektro-Ingenieure, Architekten, Fachverbände (VSEI und Electrosuisse), das Bundesamt für Energie, die Konferenz kantonaler Energiedirektoren (EnDK) und einem Vertreter der Stadt Zürich (als Bauherrschaft). Insgesamt zählte die Kommission 15 Mitglieder.
Was waren die primären Zielsetzungen der neuen Norm?
Diese hatte grundsätzlich den effizienten Einsatz von Elektrizität für die Beleuchtung in Hochbau zum Ziel. Ausserdem können mit Hilfe der neuen SIA 387/4 auch Lichtsteuerungen und Sonnenschutz-Einrichtungen genauer abgebildet werden, um den effektiven Energieverbrauch genauer zu berechnen.
Worin unterscheidet sich die neue von der alten SIA 380/4?
Die Neue SIA 387/4 behandelt nun ausschliesslich Beleuchtung und wurde an den aktuellen Stand der Technik, vor allem effizient den LEDs und Steuerungsmöglichkeiten angepasst. Die standardisierte Darstellung des Elektrizitätsbedarfes in der Beleuchtung entspricht weitestgehend der SIA 380/4. Diese behandelte jedoch noch die gesamte elektrische Energie im Hochbau.
Seit wann ist die neue Norm 387/4 vom SIA in Kraft?
Diese ist offiziell bereits seit dem 1. Mai 2017 gültig. Der Verein Minergie gewährte jedoch eine Übergangsfrist bis zum 1.Januar 2018. Die Muster Energievorschriften der Kantone (MuKEn EN-12) basieren weiterhin auf der SIA 380/4. Der Grund: die kantonalen Gesetze müssen erst noch überarbeitet werden, und Eingaben mit der SIA 378/4 müssen zuerst mit dem kantonalen Energieamt geklärt werden.