Orientierung im Förder-Dschungel

Bohrungen in tiefen Bereichen ermöglichen aufgrund höherer Erdreich-Temperaturen eine direkte Nutzung der Wärme oder gar eine Umwandlung in Elektrizität. Foto: St. Galler Stadtwerke
Bohrungen in tiefen Bereichen ermöglichen aufgrund höherer Erdreich-Temperaturen eine direkte Nutzung der Wärme oder gar eine Umwandlung in Elektrizität. Foto: St. Galler Stadtwerke

Im Verhältnis zu den Investitionskosten einer Erdsonden-Wärmepumpe sind die Förderbeiträge marginal. Zudem sind die Ansätze je nach Standortkanton sehr unterschiedlich, was eine exakte Abklärung notwendig macht.
Text: Othmar Humm, Fotos: St. Galler Stadtwerke

 

Der staatliche Förderbeitrag für den Ersatz einer Öl-, Gas- oder Elektroheizung beträgt 2400 Franken, plus 180 Franken je Kilowatt Heizleistung. Dieser Ansatz gilt nur für Sole-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen und entspricht dem «Harmonisierten Fördermodell der Kantone». Wer allerdings dahinter ein übersichtlich strukturiertes Fördermodell vermutet, wird sich wundern, was sich für eine chaotische Förderlandschaft zeigt. Denn einerseits werden Sole-Wasser-WP mit Erdsonden nur in 17 der 26 Kantone unterstützt, andererseits verstehen sich die 2400 Franken respektive 180 Franken je kW nur als Mindestansatz, was dazu führt, dass eine Unzahl verschiedener Zahlen durchs Internet schwirren.

My Climate springt in die Lücke
Nach einer Zusammenstellung von www.energieheld.ch mit Stand Januar 2020 fördern lediglich die beiden Kantone Appenzell, Bern, die beiden Basel, Freiburg, Glarus, Graubünden, Luzern, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Schwyz, Thurgau, Uri und das Wallis diese Form des Heizungsersatzes. 9 Kantone richten keine Beiträge aus, ganz im Gegensatz zu einigen Städten und Gemeinden sowie Elektrizitätsunternehmen.

In Kantonen ohne WP-Förderung kommt das Angebot von www.myclimate.ch gerade richtig: Die Organisation richtet pauschal 2000 Franken für WP als Ersatz von fossilen Heizungen aus, aber nur bis zu Leistungen von 15 kW, also für Ein- und Zweifamilienhäuser.

Wichtig ist hier: der Ersatz einer Elektroheizung wird von My Climate nicht gefördert. In der Stadt Zürich ist das Förderpotenzial ungleich höher: Beim Umstieg auf eine Wärmepumpe zahlt die Stadt die Hälfte des Restwertes der fossilen Heizung. Bei der Demontage eines 12-jährigen Ölkessels mit einer Leistung von 10 kW bekommt der Hausbesitzer 3500 Franken, fast 9000 Franken sind es, wenn die Leistung eines gleichaltrigen Kessels 70 kW beträgt. Die Restwertberechnung folgt einer Tabelle und nimmt keinen Bezug auf die Kosten der individuellen Installation.

Fazit: Ob die Nutzung von Erdwärme Förderbeiträge auslöst, ist vom Standort abhängig – die Höhe des Beitrags auch. Nur mit einer detaillierten Abklärung lässt sich der Förderbetrag quantifizieren.

Förderbedingungen
Erst der Abschied von der fossilen respektive elektrischen Heizung löst die Förderung aus. Auch deshalb sind Holzheizungen oder Luft-Wasser-WP Teil des Förderprogramms. In der Regel gelten für Sole-Wasser-Aggregate aber höhere Ansätze. Ebenfalls eine sehr wichtige Bedingung der Förderung ist die Installation eines Wärmepumpen-System-Moduls (WPSM). Im Wesentlichen geht es dabei um eine Qualitätssicherung. Adressiert ist diese Qualitätssicherung vor allem an die Installateure. Der Hausbesitzer bekommt dafür ein WPSM-Zertifikat, das 245 Franken kostet. My Climate übernimmt diese Kosten. Diese Organisation stellt ein dreiseitiges Formular als Gesuchsvorlage zur Verfügung (www.myclimate.org). Der Öl- oder Gasverbrauch muss über drei Jahre nicht nur aufgelistet, sondern auch belegt sein. Das Ziel ist klar: My Climate will dem Bund beweisen, wie viel CO2 mit den Förder-Millionen eingespart wird. Einfacher ist das Fördergesuch beim Gebäudeprogramm allerdings auch nicht.

Der vollständige Bericht ist im Fachmagazin Phase 5, Ausgabe 2:2020 erschienen.