Der erste Rückbau eines kommerziell betriebenen Schweizer Kernkraftwerks ist seit drei Monaten im Gang. Die Arbeiten schreiten planmässig voran. Mit der Öffnung des Reaktordruckbehälters und der Verlagerung aller Brennelemente ins Brennelementlagerbecken wurde ein erster Meilenstein erreicht.
Nach der endgültigen Einstellung des Leistungsbetriebs des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) am 20. Dezember 2019 hat der Rückbau am 6. Januar 2020 plangemäss begonnen.
Arbeiten im Reaktorgebäude
Ende März 2020 wurde der Reaktordruckbehälter geöffnet und sämtliche Brennelemente ins Brennelementlagerbecken verlagert. Der Reaktordruckbehälter wurde erst drei Monate nach der endgültigen Einstellung des Leistungsbetriebs geöffnet, weil die Radioaktivität in dieser Zeit bereits um einen Faktor 1’000 abgenommen hat. Die Brennelemente kühlen in den kommenden Jahren im Brennelementlagerbecken weiter ab, bis sie ins Zwischenlager in Würenlingen transportiert werden können.
Im Reaktorgebäude wurden ausserdem die Abdeck- und Abschirmsteine über der Reaktorgrube und beim Sicherheitsbehälter entfernt und zerlegt. Diese Betonelemente haben ein Gesamtgewicht von rund 400 Tonnen. Sie dienten während des Betriebs dem Schutz vor Radioaktivität.
In den kommenden Monaten werden im Reaktorgebäude der Deckel des Sicherheitsbehälters und die Isolierhaube des Reaktordruckbehälters zerlegt. Ausserdem wird das 2016 zusätzlich eingebaute Kühlsystem des Brennelementlagerbeckens in ein Sicherheitssystem umgebaut. Diese Arbeiten dauern bis Ende September 2020. Ihr Abschluss gilt als «endgültige Ausserbetriebnahme» des KKM.
Arbeiten im Maschinenhaus
Auch im Maschinenhaus sind die Arbeiten Anfang 2020 unmittelbar gestartet. Hier wird Platz geschaffen, um das zurückgebaute Material vor dem Abtransport reinigen und freimessen zu können. Dafür werden Systeme und Anlageteile, die nicht mehr gebraucht werden, ausser Betrieb genommen und demontiert. Dazu zählen beispielsweise die Turbinen und Generatoren. Während des Betriebs standen 165 Splitterschutzsteine um die Turbinen. Sie hätten bei einer mechanischen Störung vor Turbinensplittern geschützt. Diese Betonblöcke mit einem Gesamtgewicht von rund 1’300 Tonnen wurden freigemessen und aus dem Maschinenhaus entfernt.
Grösstes Projekt der BKW
Insgesamt dauert die Stilllegung des KKM rund 15 Jahre und wird 2034 abgeschlossen sein. Für die BKW handelt es sich dabei um das grösste Projekt seit dem Bau des KKM vor rund 50 Jahren. Dank des frühzeitigen Stilllegungsentscheids im Jahr 2013 konnte die BKW die Arbeiten während den letzten Jahren sorgfältig und gemäss Zeitplan vorbereiten.
Die BKW führt die Arbeiten hauptsächlich mit eigenen Mitarbeitenden durch. Sie verfügen über wertvolles Fachwissen sowie umfassende Anlagenkenntnisse. Für hochspezialisierte, einmalige Aufgaben werden Experten und Dienstleister beigezogen, die über internationale Erfahrung im Rückbau von Kernkraftwerken verfügen. Die wichtigsten dieser Aufträge sind bereits vergeben und die nötigen Fremdleistungen damit gesichert. Auch die Finanzierung der Stilllegung und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle ist sichergestellt. Die BKW kommt für die notwendigen Kosten vollumfänglich auf.
Umgang mit der Corona-Pandemie
Das KKM hält sich an die Empfehlungen und Weisungen der Behörden zum Coronavirus. Bisher hat die Umsetzung dieser Bestimmungen keinen Einfluss auf den Terminplan der Stilllegungsarbeiten. Wie alle Schweizer Kernkraftwerke verfügt das KKM über ein eigenes Pandemiekonzept, mit dem weitere Massnahmen ergriffen werden könnten, falls die weitere Entwicklung dies erforderlich machen würde.