Studenten berichten aus Tansania

Die Gebäudetechnikstudenten Ayko Orode (links) und Mike Schmid und die beiden verbauten 10'000 Liter Tanks. Fotos: zvg
Die Gebäudetechnikstudenten Ayko Orode (links) und Mike Schmid und die beiden verbauten 10’000 Liter Tanks. Fotos: zvg

Zwei Studierende aus dem Studiengang Gebäudetechnik und Energie berichten über ihre Erfahrungen, welche sie im Modul Summer School gemacht haben. 17 Studierende und drei Dozierende der HSLU sowie fünf Studierende aus verschiedenen tansanischen Universitäten bauten auf einem Schulareal in Tansania eine Wasserversorgung. Nun stehen für 350 Schüler täglich sauberes Wasser zur Verfügung.

Text: Ayko Orode und Mike Schmid, BSc Studium in Gebäudetechnik HLKS an der Hochschule Luzern – Technik + Architektur (HSLU)

 

Ziel der Summer School war es, während zwei Wochen in Tansania eine Wasserversorgung für ein Schulhaus mit ungefähr 350 Schulkindern zu erstellen. Der vorgesehene Bauplatz liegt in Engare Nanyuki, einer Ortschaft im Norden Tansanias nahe der kenianischen Grenze. Die Region gehört zum Massai-Gebiet und ist durch lange Trockenperioden geprägt. Die bestehende Wasserversorgung des Schulhauses, welche aus einer Quellwasserleitung vom Kilimanjaro bestand, wurde durch den neu florierenden Avocado-Anbau in der Region unterbunden. Das am Bauplatz verfügbare Oberflächenwasser weisst eine erhöhte Fluoridkonzentration auf. Dies ist auf das Vulkangestein des nahe gelegenen Mount Meru zurückzuführen. Die regelmässige Einnahme von fluoridhaltigem Wasser kann speziell bei Kindern schwerwiegende Folgen wie Knochenleiden oder Gehirnschäden hervorrufen. Dies macht vor dem Trinkwassergebrauch eine Wasseraufbereitung zwingend notwendig. Dazu wurden vorgängig mehrere Workshops an der Hochschule Luzern in Horw durchgeführt. Durch Inputreferate von Dozenten und externen Fachspezialisten mit dem Themenschwerpunkt Wasseraufbereitung und Wasserentsorgung wurde das Basiswissen für die bevorstehende Blockwoche erarbeitet. Zudem wurde die Materialverfügbarkeit vor Ort geprüft und Recherchen über die örtlichen Baumethoden angestellt. Die Instandhaltung und Wartung der erstellten Wasserversorgung sollten ausschliesslich durch lokales Personal durchgeführt werden. Dies setzte voraus, nur örtlich verfügbares Material und Komponenten einzusetzen.

Model des Wasserturms mit den zwei 5'000 Liter Tanks.
Model des Wasserturms mit den zwei 5’000 Liter Tanks.

Konzept und Umsetzung
Nach der Ankunft in Engare Nanyuki machte sich das Team mit der Umgebung am Bauplatz vertraut und prüfte die Annahmen der Vorbereitungsarbeit. Als Wasserquelle für das Bauvorhaben sollte ein landwirtschaftlicher Bewässerungskanal dienen. Der Bewässerungskanal wird von den Bauern der umliegenden Felder kontrolliert und führt zweimal in der Woche Wasser. Um den Bedenken der Bauern einer möglichen Unterversorgung ihrer Felder durch unser Bauvorhaben Rechnung zu tragen, wurde der Bewässerungskanal partiell mit Beton ausgebildet und ein Schleusensystem erstellt. Dieses Schleusensystem dient fortan als Wasserfassung für die Wasserversorgung des Schulhauses. Von der Wasserfassung wird das Wasser in zwei 10’000 Liter Tanks im Erdreich geleitet. Die dafür notwendigen Grabarbeiten dauerten beinahe acht Tage und wurde in reiner Handarbeit grösstenteils durch die lokalen Arbeiter erstellt. Bei der Dimensionierung der beiden Tanks wurde darauf geachtet, dass eine durchgehende Versorgung gewährleistet ist und allfällige kanalseitige Versorgungsausfälle wie auch künftige Arealausbauten berücksichtigt sind.

Der Wasserturm kurz vor der Fertigstellung.
Der Wasserturm kurz vor der Fertigstellung.

Zudem dienen die beiden Tanks der Sedimentierung von Feststoffen, welche im offen geführten Bewässerungskanal mitgetragen werden können. Um das Wasser aus den beiden Tanks zum 120 Meter entfernten Wasserturm zu fördern, wurde eine solarbetriebene Tauchwasserpumpe installiert. Der dreistöckige und 12 m hohe Wasserturm dient dem Druckaufbau, der Filtration sowie der Speicherung des Wassers. Im obersten Stockwerk befindet sich ein 5’000 Liter Tank, welcher die Versorgung unabhängig von der in der Region unzuverlässigen Stromversorgung gewährleistet. Im mittleren Stockwerk befindet sich die Wasseraufbereitung, bestehend aus einer Sand- und Membranfiltration mittels «Bone Char» mit dem das Fluorid aus dem Wasser reduziert wird. «Bone Char» ist ein Material, welches aus Tierknochen gewonnen wird und nach der Behandlung unter Luftabschluss bei rund 700 Grad ähnliche Eigenschaften wie Aktivkohle aufweist. Im untersten Stockwerk wurde ein weiterer 5’000 Liter Tank installiert, welcher das aufbereitete Wasser speichert. Rund um diesen Tank wurden Entnahmestellen installiert, aus welchen die Schulkinder ihr Wasser beziehen können.

Erlebnis Tansania
Selbstverständlich standen in diesen zwei Wochen nicht nur das Arbeiten im Vordergrund, sondern auch das «Erlebnis Tansania», welches für viele der Teilnehmenden den Erstkontakt mit den afrikanischen Kontinenten bedeutete. Konkret sind damit die kulturellen und kulinarischen Einblicke gemeint, welche das Team in den intensiven zwei Wochen erhielt. So hinterliessen beispielsweise die Einladung zur traditionellen Ziegenschlachtung oder die Materialbeschaffung auf dem überfüllten Markt prägende Eindrücke bei den Besuchern. Auch Flora und Fauna luden zum Staunen ein und liessen Kindheitserinnerungen vom König der Löwen aufkommen. Auf dem Weg vom Bauplatz im masslos überfüllten Auto oder zu Fuss durch die Dörfer, mit den Blicken neugieriger Kinder war es keine Seltenheit, dass sich die Wege, mit denen von Giraffen oder Zebras kreuzten. Auch die Zusammenarbeit mit den tansanischen Studenten und den lokalen Arbeitern war ein Highlight und erweiterte sicherlich den Horizont. Die Besucher konnten feststellen, dass es viele Arten der Kommunikation gibt und dass Kultur-/Sprachbarrieren bei einem Bier am Lagerfeuer leicht überwunden werden. So entstanden in der interdisziplinären und multikulturellen Kohorte regelrechte Freundschaften, welche weit über den Rahmen der Summer School hinausragen werden.