Am 25. April 2018 feiert die Fachgemeinschaft Wärmepumpen Schweiz (FWS) ihr 25jähriges Bestehen. Ingenieur und Planer Fabrice Rognon, ein Experte und Promotor für Wärmepumpen der ersten Stunde, äussert sich zur Entwicklung mit des wichtigsten Wärmeerzeugers. Interview: Oskar E. Aeberli
Sie vertreten im Vorstand der FWS die Mitgliedergruppe Installateure und Planer. Was kann die FWS noch mehr für die Installateure und Planer tun?
Fabrice Rognon: Die Fachgemeinschaft sorgt kontinuierlich für die Erhaltung und Verbesserung der Rahmenbedingungen, die Qualitätssicherung, neutrale Infos für Endkunden und ist die Mittlerin bei der Aus- und Weiterbildung.
Von welchen speziellen Leistungen der FWS profitieren die Installateure und Planer in besonderem Masse?
Vor allem vom Ausbildungsangebot, von allgemeinen Infos und den technischen Unterlagen.
Wer waren ursprünglich die treibenden Kräfte bei der Entwicklung von Wärmepumpen?
Den grössten Einfluss hatten die Behörden auf Bundes- und Kantonsebene aufgrund der politischen Entscheide.
Und wer waren die treibenden Kräfte in der Schweiz?
In Reihenfolge des Interesses und der Motivation waren es das Bundesamt für Energie (BFE), zu einem kleineren Teil die Heizungsbranche und die Stromwirtschaft.
Welche Rolle spielten bei der Entwicklung die Hersteller von Kompressoren und Kältemitteln?
Keine. Diese sind erst dazu gekommen als der Markt begonnen hat, sich zu entwickeln beziehungsweise als die Gesetzgebung bereits Verbote z. B. der Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) erlassen hatte.
Warum werden aus Ihrer Sicht bei Sanierungen oder Umbauten nicht mehr fossile Wärmeerzeugungsanlagen durch erneuerbare Systeme ersetzt?
Dabei spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: Erstens der Faktor Komplexität. Im klassischen Sanierungsfall sorgt der Installateur für den Ersatz der Anlage. Im Fall der Wärmepumpe ist Einiges mehr zu prüfen, zu überlegen und zu berechnen. Viele Installateure sind dabei überfordert und wechseln einfach Kessel gegen Kessel. Zweitens der Faktor Zeit: die vorher erwähnten Schritte brauchen Zeit und oft wird die Sanierung erst vorgenommen, wenn das bestehende System ausfällt. Dann fehlt die Zeit. Drittens der Faktor Kosten: die Sanierung durch eine WP bedingt höhere Investitionen. Auch wenn die Mehrinvestitionen langfristig rentabel sind, bleibt der Zugang zum Kapital eine grosse Hürde.
Welche Erfahrungen machen Sie als Planer, wenn Sie Immobilienbesitzern den Einsatz erneuerbarer Energien empfehlen?
Das Echo ist positiv und auch das Image von erneuerbaren Energien ist gut, aber rasch zeigt die Mieter-Vermieter-Problematik ihre Wirkung. Denn die Reduktion der jährlichen Kosten durch den Einsatz von Wärmepumpen geht zu Lasten der Nebenkosten und nicht in die Tasche des investierenden Besitzers…
Welche Vorbehalte haben Immobilienbesitzer gegenüber Wärmepumpen?
Bei den Luft/Wasser-Wärmepumpen ist es primär der Schall und die Zuverlässigkeit bei hohen Vorlauftemperaturen. Dazu kommen die fehlende Effizienz bei Altbauten und die Investitionskosten die Geothermie und das Grundwasser.
Sind Sie als Planer mit den bislang und jährlich neuen Installationen zufrieden?
Ja, durchaus.
Welchen Einfluss haben die Strom-Versorgungsunternehmen bei Sanierungen? Unterstützen diese aktiv den Einbau von Wärmepumpen?
Die Landschaft ist nicht homogen, aber meistens eher fördernd. Ausnahme: in gewissen Gasversorgungsgebieten wird der Einsatz von Wärmepumpen nicht empfohlen.
Kleine «Exoten»
können mit der Entwicklung
nicht Schritt halten.
Zu Beginn der 90er-Jahre gab es mehrere Wärmepumpenhersteller in der Schweiz. Warum sind es heute nur noch wenige?
Das ist ein normaler Prozess in der Wirtschaft: das Produkt ist reif geworden, hat die industrielle Stufe erreicht. Die Konsequenz ist dann eine Reduktion der Anbieter. Ein weiterer Grund: kleinen Unternehmen sprich die «Exoten» können nicht Schritt halten bezüglich der verlangten und erwarteten Qualität und der Effizienz zum Marktpreis.
Ist das technische Potenzial bei den Wärmpumpen heute ausgereift, oder sehen Sie noch Möglichkeiten, z.B. den Wirkungsgrad zu verbessern?
Es gibt noch bedeutendes Potenzial! Heute stehen wir bei 45 bis 50 Prozent der theoretischen Effizienz. Es gibt jedoch neue Entwicklungen bei den Kompressoren, Wärmeaustauschern (Verdampfer, Verflüssiger) und bei der Steuerung. Verbesserungspotenzial besteht auch bei der Schalldämmung, insbesondere bei Luft/Wasser-Wärmepumpen sowie bei der Kompaktheit der Geräte und bei der Einfachheit der Installation und beim Betrieb.
Besteht heute am Markt noch fehlendes Fachwissen für Wärmepumpen?
Ja, weil das Zielpublikum permanent ändert. Es gibt stets Fachleute, die mehr wissen müssen.
Auf dem Markt gibt es auch Neuentwicklungen. Welcher der Entwicklungen räumen Sie als Experte die besten Marktchancen ein?
Die grössten Chancen in der Zukunft hat die Luft/Wasser-Wärmepumpe mit einer Leistung über 30 Kilowatt, die zudem leise und effizient arbeitet. Hinzu kommen einfache Dienstleistungspakete mit entsprechender Wärmepumpe für Sanierungen bestehender Heizungen sowie die Hochtemperatur-Wärmepumpe für die Nahwärmeversorgung.
Wie beurteilen Sie das von Branche entwickelte Wärmepumpen-System-Modul?
Das System-Modul ist ein absolutes Muss, weil das Gesamtsystem zählt. Die beste Wärmepumpe muss deshalb gut und effizient eingebunden sein ansonsten das Potenzial nicht optimal genutzt wird.
Ist das Modul ein wesentlicher Grund für den Markterfolg der Wärmepumpen?
Ja, es hilft, die Flamme, das heisst die konstante Nachfrage am Markt zu erhalten.
Liefern Wärmepumpen für Sie als Energieexperte auch einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050?
Oh ja! Im Heizungssektor, bekannter Weise verantwortlich für 45 Prozent der CO2-Emissionen, ist es die Technologie schlechthin, welche am meisten zur Umsetzung der Strategie beitragen kann.
Wie wird sich der Wärmemarkt aufgrund Ihrer Erfahrungen in den nächsten fünf Jahren entwickeln?
Die Neubauten aller Kategorien werden abflachen und tendenziell wohl sinken. Dafür wird der Umbau generell stark zunehmen, insbesondere die Sanierungen bestehender Heizungen. Aber auch Thermische Netze werden in Zukunft eine grössere Rolle spielen.
Zur Person
Fabrice Rognon (54) gilt als einer der Promotoren für den Einsatz von Wärmepumpen zur Wärmerzeugung. Denn bereits in den 90er-Jahren erkannte er deren wichtigen energiepolitischen Stellenwert. So zeichnete er während fast 16 Jahren als Verantwortlicher für den Bereich Wärmepumpen beim Bundesamt für Energie (BFE)verantwortlich. Seit Mai 2013 arbeitet er in leitender Funktion bei den CSD Ingenieurs SA in Yverdon. Zuvor wirkte er während rund drei Jahren bei der Planair AG in Corminboeuf. Rognon hat an der ETH Zürich Maschinenbau studiert.
FWS feiert 25-Jahr-Jubiläum
Am 25. April feiert die Fachgemeinschaft Wärmepumpen Schweiz (FWS) in Bern das 25jährige Bestehen im Rahmen der Generalversammlung mit einem Festakt in Bern. Dabei werden von prominenten Referenten die wichtigsten Etappen der Geschichte der Wärmepump und deren Wichtigkeit bei der Energiewende aufgezeigt. Als Referenten würdigen u.a. Alt-Bundesrat Adolf Ogi, Michael Wider, Präsident Verband Schweiz Elektrizitätswerke (VSE), und Dr. Mario Cavigelli, Präsident Energie Direktoren Konferenz (EnDK) das energiepolitische Instrument. Die Jubiläums-Feier steht dabei unter dem Leitthema «Brücke zwischen Forschung und Markt im Wärmepumpenbereich».
Weitere Informationen:
www.fws.ch