Universität Bern will bis 2025 klimaneutral sein

Dem Rektor der Universität Bern, Christian Leumann, ist sich bewusst, dass das Ziel ambitioniert ist. Foto: Universität Bern
Dem Rektor der Universität Bern, Christian Leumann, ist sich bewusst, dass das Ziel ambitioniert ist.
Foto: Universität Bern

Die Universität Bern hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 in allen Bereichen, in denen sie direkten Einfluss hat, als Institution klimaneutral zu werden. Dieses ambitionierte Ziel ist für die Universität Bern nicht nur eine Notwendigkeit aufgrund der weiterhin ungebremsten Klimaerwärmung, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, gehört sie doch in der Erforschung des Klimawandels zu den weltweit anerkanntesten Forschungsinstitutionen.

 

Der Bundesrat hat entschieden, dass ab 2050 die Schweiz unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen soll, um das international vereinbarte Ziel einzuhalten, die globale Klimaerwärmung auf deutlich unter 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Der Kanton Bern diskutiert das Ziel «Klimaneutralität bis zum Jahr 2050». Die Universität Bern hat sich zum Ziel gesetzt, bereits bis 2025 als Institution klimaneutral zu werden.

«Es ist uns bewusst, dass dieses Ziel ambitioniert ist», sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern: «Es erfordert von uns allen die Bereitschaft, gewohnte Aktivitäten und eingespielte Abläufe zu hinterfragen.» Universitäten stehen in Bezug auf das Ziel der Klimaneutralität vor einer besonderen Herausforderung: die CO2-Emissionen aus Flugreisen sind bei forschungsintensiven Universitäten wie der Universität Bern erheblich. Es ist für international forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler denn auch nicht möglich, auf Flugreisen gänzlich zu verzichten, aber sie können das Potenzial zur Vermeidung und Verringerung von Flugreisen noch stärker nutzen.

Führend punkto Nachhaltigkeit
In der Erforschung des Klimawandels, der Biodiversität und der Landnutzung gehört die Universität Bern zu den wichtigsten Forschungsinstitutionen weltweit und hat diesbezüglich Pionierarbeit geleistet. Die Klimaforschung an der Universität geht zurück auf Hans Oeschger, der 1963 die Abteilung für Klima- und Umweltphysik gründete und der zu den ersten Warnern vor einem menschengemachten Klimawandel gehörte. Die Forschenden der Universität Bern sind weltweit präsent, so etwa Thomas Stocker, der beim Weltklimarat eine wichtige Rolle spielte für das Pariser Klimaabkommen von 2015, und Peter Messerli, der im September 2019 in New York den ersten Weltnachhaltigkeitsbericht präsentierte. Auch am ersten Bericht zum globalen Zustand der Biodiversität des Weltbiodiversitätsrats IPBES von 2019 wirkten Forschende der Universität Bern massgeblich mit.

Mit der neugegründeten Wyss Academy for Nature wird die Universität Bern weltweit einen konkreten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leisten und ihre Position national und international stärken. «Nachhaltigkeit ist ein Markenzeichen unserer Universität», betont Rektor Christian Leumann: «Konkrete Massnahmen hin zur Klimaneutralität sind für uns nicht nur eine Notwendigkeit aufgrund der weiterhin ungebremsten Klimaerwärmung, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit.»

Analysieren, reduzieren, kompensieren
Das Ziel der Klimaneutralität der Universität bis 2025 erfordert eine gründliche Analyse und Planung von Massnahmen. In der ersten, gegenwärtig laufenden Phase erstellt die Universität mithilfe eines externen Beratungsbüros ihre CO2-Bilanz. Es werden alle Bereiche identifiziert, in denen CO2-Emissionen direkt oder indirekt anfallen und die die Universität beeinflussen kann. In der zweiten Phase werden anhand der erstellten CO2-Bilanz das Reduktionspotenzial ermittelt und Reduktionsmassnahmen definiert.

Das Ziel einer klimaneutralen Universität ist mit Reduktionsmassnahmen allein nicht erreichbar. Die Kompensation von unvermeidbaren Treibhausgasemissionen ist dafür erforderlich. In der dritten Phase werden geeignete Projekte ermittelt, um die CO2-Emissionen zu kompensieren. In der vierten Phase werden die Reduktionsmassnahmen schrittweise umgesetzt und die verbleibenden CO2-Emissionen kompensiert.

Richtlinien für Dienstreisen
Ein zentraler Ansatzpunkt, um das Ziel der klimaneutralen Universität Bern zu erreichen, sind die Dienstreisen. Bereits heute sind alle Mitarbeitenden der Universität aufgrund der kantonalen Personalverordnung und des universitären Spesenreglements verpflichtet, ihre Flugreisen auf das Notwendigste zu reduzieren. Zusätzlich hat die Universitätsleitung ein Ampelsystem beschlossen, das festlegt, bei welchen europäischen Destinationen der Zug gewählt werden muss respektive für welche Destinationen der Zug Vorrang hat vor einer Flugreise. Um diesen Vorgaben gerecht zu werden und die Dienstreisenden bei der geplanten Geschäftsreise optimal zu unterstützen, soll künftig den Mitarbeitenden der Universität als zentral organisierte Dienstleistung eine professionelle Betreuung durch eine Reiseagentur zur Verfügung stehen: ein Rundumservice, direkt, digital und bedürfnisorientiert. Durch diese Unterstützung werden die Forschenden entlastet und können sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.