Die zunehmend komplexer werdende Welt verlangt nach intelligenten Lösungen. Smart Buildings – oder sogar Smart Cities – werden aber nur möglich, wenn das Wissen der ganzen Branche vernetzt und innovative Lösungen aus allen Fachdisziplinen geschaffen werden. Genau diesem Prinzip folgte der traditionelle Passerelle Workshop und brachte in Luzern sechs führende Experten aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen.
Der Fachverein Gebäudetechnik und Energie (SIA FGE) lud gemeinsam mit dem Schweizerischen Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren (SWKI), der Hochschule Luzern – Technik & Architektur und Alenii, dem Netzwerk der Energieingenieure, am 20. April 2018 nach Luzern zum Workshop «Vom Smart Building zur Smart City – sechs Perspektiven» ein. Fachexperten diskutierten in der Hochschule für Wirtschaft in Luzern gemeinsam mit dem Publikum die massgebenden Fragen.
SWKI mit neuem Label
Begrüsst wurden die rund 200 Teilnehmer von Markus Weber, Präsident des SIA FGE, Elmar Fischer, Präsident SWKI und Daniel Marti, Präsident Alenii. Alenii ist das Alumni-Netzwerk des Ausbildungsgangs «MAS Energieingenieur Gebäude», welcher den Rahmen der Veranstaltung bildet. Weber informierte die Teilnehmer über den Entscheid an der GV des SIA FGE, diesen in den SWKI zu integrieren und damit die Plattform für Energie-, Umwelt- und Gebäudetechnik zu stärken. Fischer führte daraufhin aus, dass der SWKI in den folgenden Monaten nicht nur ein neues Konzept, sondern auch einen neuen Auftritt erhält. Das neue Label «Die Planer. Netzwerk für Energie, Umwelt und Gebäudetechnik» soll die Branche über die Disziplinen hinweg vernetzen.
Erneuerbare Energien benötigen ein intelligentes System
Bruno Bébié, ehemaliger Energiebeauftragter der Stadt Zürich, eröffnete den inhaltlichen Teil der Veranstaltung. Als Vertreter der Energieplanung legte er den Fokus auf die Rollen von Energieeffizienz und erneuerbarer Energien im intelligenten System und erläuterte die Chancen und Herausforderungen. Er ist überzeugt, dass smarte Themen in Zukunft zunehmen werden, da zum Beispiel eine 2000-Watt-Gesellschaft nur gelinge, wenn wir die Herausforderungen vernetzt betrachten.
Klares Commitment notwendig
Fabian Etter, Verwaltungsrat der Elektro Etter AG, berichtete aus den Bereichen Smart Home und intelligente Infrastruktur. Die Chancen seien klar, so Etter, mit Smart Home-Systemen könnten der Energieverbrauch und auch die Betriebskosten wesentlich gesenkt werden. Die Erfahrung zeige aber, dass insbesondere die Kompatibilität und Komplexität, die Investition im Vergleich zum Benefit aber auch der Datenschutz und die Datenhoheit Herausforderungen seien, die es zu bewältigen gälte. Schlussendlich, so ist Etter überzeugt, braucht es ein klares Commitment aller Beteiligten, um Schritt für Schritt zum Smart Building und weiter zur Smart City vorzustossen.
Bedarfsgerecht, radikal günstig und to go
Alain Veuve, Parallel Entrepreneur in Technology und CEO der Parashift AG, bot mit seinem Referat eine neue Aussensicht auf die laufenden Diskussionen in der Baubranche. «Ich glaube, wir sind als Gesellschaft viel zu stark auf Erneuerung ausgerichtet», so Veuve. «Wir können es uns heute leisten, etwas abzureissen und gleich wieder etwas Neues zu bauen.» Veuve schloss daraus auf das «Bau-Paradoxon», dass wir Gebäude für die Ewigkeit bauten, sie aber maximal eine Generation nutzen wollten. Veuve sieht hier grosse Marktchancen und ist überzeugt, dass in Zukunft fundamental günstiger gebaut werden muss – mit komplett neuen Geschäftsmodellen, wie zum Beispiel dem digital integrierten Gebäude oder «Home as a Service».
Durchgängigkeit der Daten
Johanna Gerum, Projektentwicklerin Zug Estates AG, leitete nach einer kurzen Pause den zweiten Teil ein. Gerum erläuterte die neusten Projekte, welche die Zug Estates AG auf dem Gebiet Suurstoffi aktuell umsetzt und dabei unterschiedliche digitale Anwendungen testet. Am Beispiel des Gartenhochhauses Aglaya veranschaulichte sie, wie die Durchgängigkeit der Daten konkret gewährleistet werden kann. Mit BIM und Lean Management sollen sowohl Fehler als auch Kosten reduziert werden. Die Pilotprojekte, so Gerum, zeigten die Chancen der Digitalisierung sehr deutlich: Steigerung der Effizienz und Verlässlichkeit sowie Kontrollierbarkeit der Prozesse, höhere Termin- und Kostensicherheit sowie eine allgemeine Risikominimierung.
Das intelligente Gebäude im Quartier vernetzt
Tobias Stahel, Geschäftsführer der Smart Energy Link AG, betonte in seinem Referat, dass es im 4. Industriellen Zeitalter nicht um Codes gehe, sondern viel mehr um Vernetzung. Am Beispiel eines innovativen Bauprojektes zeigte Stahel die Vorteile eines energetisch vernetzten Quartiers auf und präsentierte das Smart Energy Link-System, mit welchem diese Vernetzung optimal gelingen soll. Mit dem System strebt Stahel die Verknüpfung von Strom, Wärme, Verkehr und Smart Home in einem System an und nähert sich dabei seiner Vision eines Netflix-artigen Abos für Wohnkomfort und Mobilität – gekoppelt mit dem guten Gewissen, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Smart City Basel
Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement des Kanton Basel-Stadt, hielt das Schlussreferat und präsentierte den Teilnehmern die Smart City Strategie von Basel. Ott ist davon überzeugt, dass alle Bereiche des städtischen Lebens von Gesundheit über Bildung bis zur Mobilität in der Smart City zusammenfinden. Im Pilotprojekt Smart City Basel Wolf wird diese Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit der SBB angestrebt. Ziel sei ein neues Stadtquartier mit hoher Lebensqualität nach dem Motto «Smart arbeiten – urban leben».
Neue Spielräume
Die Referate und Diskussionen zeigten, dass es nun vor allem darum geht, zu lernen und sich so zu entwickeln. «Der Weg ist gar nicht so steinig, wie er momentan scheint. Wir müssen einfach anfangen!», so Johanna Gerum zum Schluss der Veranstaltung.
Weitere Informationen:
SIA FGE, www.fge.sia.ch
SWKI, www.swki.ch
Hochschule Luzern – Technik & Architektur, www.hslu.ch
Alenii, www.alenii.ch