Vor einer Phase der Neuausrichtung

Die Schweiz wird zum Hauptsitz für den neu gebildeten Bereich Smart Infrastructure von Siemens. Zudem feiert die Schweizer Landesgesellschaft in diesem Jahr das 125-Jahr-Jubiläum. Das Flusskraftwerk Wynau war 1894 das erste Projekt, welches das deutsche Unternehmen mit eigenem Personal in der Schweiz realisierte.     Text: Oskar E. Aeberli

 

Dank unseres breiten Portfolios und unseres Know-hows bei der Digitalisierung werden wir hier auch in den kommenden Jahrzehnten eine prägende Rolle spielen.

Matthias Rebellius, CEO Siemens Schweiz AG. Foto: zvg

Matthias Rebellius,
CEO Siemens Schweiz AG

«Seit 125 Jahren ist Siemens in der Schweiz aktiv und hat sich in dieser Zeit einen wichtigen Platz in der Wirtschaft des Landes erarbeitet», betonte Matthias Rebellius, seit dem 1. April 2019 CEO der Landesvertretung Siemens Schweiz AG und COO des neu gebildeten Bereiches Smart Infrastructure, anlässlich der Jubiläums-Medienkonferenz von Siemens Schweiz. «Dank unseres breiten Portfolios und unseres Know-hows bei der Digitalisierung werden wir hier auch in den kommenden Jahrzehnten eine prägende Rolle spielen.» Aktuell beschäftigt Siemens in über 20 Standorten in der Schweiz rund 5750 Mitarbeitende und gehört mit einem jährlichen Geschäftsvolumen von über zwei Milliarden Franken zu den grössten Technologiefirmen des Landes.

Wegweisende 1990er-Jahre
Ein Meilenstein in der Geschichte von Siemens in der Schweiz bildete zweifellos die Übernahme des Industrieteils der Elektrowatt AG. Diese sorgte in der Bevölkerung für grosses Aufsehen, gehörten doch bekannte Schweizer Industriefirmen wie Cerberus, Landis & Stäfa, Kummler+Matter, Göhner Merkur, Landis & Gyr Utilities und Landis & Gyr Communications zum Elektrowatt-Portfolio. Siemens führte in der Folge die übernommenen Einheiten und die eigenen Aktivitäten auf dem Gebiet der  Gebäudeautomation, Gebäudesicherheit und Brandschutz  im neuen Bereich  Building Technologies (BT) zusammen. Dieser nahm am 1. April 1998 seine operative Tätigkeit auf.

Zuvor wurde 1996 bereits die Walliseller Siemens Integra Verkehrstechnik AG in die Siemens Schweiz AG  integriert. Die Ursprünge dieser Firma basieren auf der 1903 gegründeten Schweizerischen Stellwerkfabrik, die nach dem Ersten Weltkrieg in  Signum AG umbenannt wurde.1941 beteiligte sich Siemens an dieser Firma, die sich später zur Integra Signum AG entwickelte. Heute ist die Siemens Mobility AG in Wallisellen für das Bahntechnikgeschäft verantwortlich und firmiert als eigenständiges Unternehmen.

Da sich Siemens ab 2005 nach und nach aus dem jahrzehntelang relevanten Telekom-Geschäft zurückzog und die entsprechenden Aktivitäten sukzessive veräusserte, waren die Firmenübernahmen  der 1990er-Jahre von zentraler Bedeutung für den heutigen Erfolg. Dank dem Elektrowatt-Portfolio wurde der Werkplatz Schweiz massiv gestärkt und war insbesondere der Entscheid, den weltweiten Hauptsitz der Gebäudetechniksparte Siemens Building Technologies (SBT) in Zug anzusiedeln, wegweisend.

Umsetzung der Vision 2020+
«Mit der Vision 2020+ starten wir eine Phase der Neuausrichtung unserer Aktivitäten in der Schweiz», erläutert Rebellius. Deshalb weden diese neu in je drei operative (Digital Industries, Smart Industries und Gas and Power) und strategische Unternehmen (Siemens Gamesa, Mobility und Siemens Healthineers) gegliedert. Die  Geschäftsentwicklung werden aus Sicht von Rebellius dabei die fünf Megatrends Demografie, Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel und Urbanisierung prägen. «Vor allem aufgrund der veränderten Märkte durch die Globalisierung ist künftig alle vier bis fünf Jahre eine Umstrukturierung des Portfolios notwendig», ist der CEO überzeugt.

Zum Verantwortungsbereich des Siemens Headquarters von Smart Infrastructure (SI) in Zug gehören rund 70 000 Mitarbeitende, die heute weltweit in den Bereichen Gebäudetechnik und Energieverteilung tätig sind. Mit einem Geschäftsvolumen von  rund 14 Milliarden Euro ist die neue Operating Company SI eines der weltgrössten industriellen Hauptquartiere mit Sitz in der Schweiz

 

Drei Highlights der Siemens-Aktivitäten

Siemens lieferte für das erste Flusskraftwerk fünf Generatoren mit einer Leistung von 4000 PS. Foto: zvg
Siemens lieferte für das Flusskraftwerk fünf Generatoren mit einer Leistung von 4000 PS.

Flusskraftwerk Wynau
Der Bau des Flusskraftwerkes Wynau im Oberaargau markierte 1894 die Geburtsstunde von Siemens in der Schweiz und bildete den Start zur inzwischen 125-Jährigen Erfolgsgeschichte. Nach 14-monatiger Bauzeit brannte am 23. Januar 1896 in Langenthal erstmals elektrisches Licht. Mit diesem Projekt wurde der Grundstein für die weitere prosperierende Entwicklung gelegt.

Siemens-Lösungen sorgen für zuverlässigen RhB-Bahnbetrieb. Foto: zvg
Siemens-Lösungen sorgen für einen zuverlässigen RhB-Bahnbetrieb.

Räthische Bahn
Die Rhätische Bahn (RhB) ist weltweit bekannt und ihre mehr als 100 Jahre alte Albula- und Bernina-Linie gehören zum Unesco-Welterbe. Erste Geschäftskontakte zu Siemens bestanden bereits im Jahr 1898. Das erste Grossprojekt wurde erst 25 Jahre später 1922 mit der Elektrifizierung der Strecke von Landquart nach Klosters mit Siemens-Beteiligung realisiert.

Die Montagehalle bei der Pilatus Aircraft. Foto: zvg
Die Montagehalle bei der Pilatus Flugzeugwerke in Stans. Fotos: zvg

Pilatus Aircraft
Die 1939 gegründete Pilatus Flugzeugwerke AG ist die einzige Schweizer Firma, welche Flugzeuge und Trainingssysteme entwickelt, baut und weltweit verkauft. Federführend  bei der Pilatus-Gründung war die Elektrobank AG, die 1946 in Elektrowatt umbenannt wurde. Brandmeldeanlagen und Siemens Steuerungen sorgen in den Pilatus-Werken heute für eine sichere und qualitative Produktion.