Egal, wie kalt es draussen ist, in Tiefgaragen bleibt es immer warm. Das liegt vor allem an der Temperatur des Erdreichs hinter den Betonwänden. Diese Wärme nutzt jetzt Enerdrape, ein Spin-Off der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), um Wohnungen zu beheizen.
Bei dem Pilotprojekt im Lausanner Stadtteil Sébeillon liefert die Garage so rund ein Drittel der Energie, die fürs Heizen in 60 darüber befindlichen Wohnungen benötigt wird. Im Sommer verspricht das System auch Kühlung.
Hauchdünne Wärmetauscher
Um in Parkgaragen Wärme zu gewinnen, lässt Margaux Peltier, Chefin von Enerdrape, an den Wänden eigens für diesen Zweck entwickelte Wärmetauscher befestigen. Die blau-weissen Paneele sind 1,3 x 0,7 Meter gross und bestehen aus einer Metallfolie, die nicht dicker ist als eine Malerleinwand. Das garantiert eine optimale Übertragung der Wärme aus den Wänden und der Umgebung. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie beschädigt werden.
In den Wärmetauschern zirkuliert Wasser, das auf eine Temperatur von etwa zehn Grad erwärmt wird. In einer elektrisch angetriebenen Wärmepumpe wird das Temperaturniveau angehoben, so dass es für das Heizen reicht. Im Sommer kann diese Wärmepumpe umgeschaltet werden, sodass das in dieser Zeit etwa zehn Grad warmes Wasser kühlend wirkt und eine Klimaanlage überflüssig macht. «Die von den Paneelen eingefangene Wärmeenergie ist weder von den Jahreszeiten noch vom Wetter abhängig», erklärt Peltier.
Ausweitung bei Erfolg
Das Parkhaus und die insgesamt 60 Wohnungen für das Pilotprojekt im Lausanner Stadtteil Sébeillon gehören der Immobilienfondsgesellschaft Realstone. Allein in diesem Viertel gehören dieser noch vier weitere Gebäude. Alberto Simonato, Direktor des Unternehmens, will, wenn sich das System bewährt, alle der Gesellschaft gehörenden unterirdischen Garagen mit der Enerdrape-Technik ausstatten lassen. So könnte ein Parkhaus mit 275 Stellplätzen folgen.
Die Technologie ist nicht nur auf den Einsatz in Tiefgaragen beschränkt. Die Wärmetauscher können an den Wänden aller unterirdischen Bauwerken installiert werden, etwa in Strassen- und Eisenbahntunneln oder U-Bahn-Stationen. Jedoch sollten sich in der Nähe Siedlungen oder Unternehmen befinden, welche die Energie auch nutzen können. «Unsere Forschungen haben gezeigt, dass unsere Paneele auch dann effizient arbeiten können, wenn sie eine rundliche Form haben, wie es beispielsweise für das Innere eines Tunnels erforderlich ist», erläutert Peltier.