Auch im zweiten Quartal 2022 war aufgrund der starken Renovationstätigkeit die Nachfrage an erneuerbaren Heizsystemen ungebrochen hoch. Probleme bereiten jedoch weiterhin Lieferengpässe. Nicht der einzige Grund für einen nun drohenden Teuerungsschub.
Schon seit Monaten verzeichnen Hersteller und Lieferanten von Heizungstechnik ein enormes Absatzwachstum bei erneuerbaren Wärmesystemen. So wurden auch im zweiten Quartal 2022 wieder 21 Prozent mehr Wärmepumpen verkauft als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. «Damit konnten die Wärmepumpen sogar den Rückgang bei Öl und Gas kompensieren, so dass der Markt gesamthaft gewachsen ist», führt René Schürmann aus, Geschäftsleiter des Heizungsanbieters Elcotherm und Präsident des Branchenverbandes GebäudeKlima Schweiz. Grund dafür sei vor allem die starke Renovationstätigkeit. «Die Nachfrage wäre sogar noch höher, das Wachstum wird jedoch durch die schwierige Liefersituation ausgebremst. Von den Zulieferern über die Produzenten bis hin zu den Installateuren und Behörden haben alle mit Kapazitätsgrenzen zu kämpfen.»
Unzuverlässige Zulieferketten
Zurückzuführen sind die Kapazitätsgrenzen auf mehrere Faktoren. So haben sich die Hersteller und Lieferanten zwar schon länger auf ein Wachstum bei Wärmepumpen vorbereitet. Beim Heizungsanbieter CTC zum Beispiel rechnete man jedoch mit einem jährlichen Plus von zehn bis 15 Prozent, wie Rico Ackermann sagt, CTC-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied von GebäudeKlima Schweiz. Er betont aber auch, dass die Branche das Wachstum grundsätzlich stemmen könne. «Wir sind daran, unsere Kapazitäten laufend auszubauen, haben erst vor wenigen Wochen eine neue Produktionsstrasse eröffnet.» CTC habe ausserdem dank eines grossen Lagers bisher nur bei einer Wärmepumpe Lieferschwierigkeiten gehabt. «Das grosse Problem sind die Zulieferketten, die weiterhin sehr unzuverlässig sind.»
Das bestätigt auch René Schürmann von Elcotherm. «Zum einen ist die Nachfrage nach Wärmepumpenkomponenten weltweit gestiegen. Zum anderen wirken die Corona-Lockdowns in einzelnen Ländern noch immer nach, sei es bei der Produktion oder beim Transport.» Dies hat gemäss dem Präsidenten von GebäudeKlima Schweiz auch Auswirkungen auf die Preise: «Oft können wir gar nicht mehr verhandeln, sondern müssen im Einkauf einfach bezahlen, was verlangt wird, um weiterproduzieren zu können.»
Inflation erhöht die Preise zusätzlich
Schon Anfang Jahr kündigte die Schweizer Hersteller- und Lieferantenvereinigung der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik aufgrund der stockenden Lieferketten branchenweite Preiserhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Nun aber dürften sich diese durch die hohen Energiepreise sowie die Inflation weiter verstärken. «Im Moment ist es fast nicht absehbar, wohin es mit den Preisen geht», so Rico Ackermann von CTC. Er rät Installationsfirmen deshalb, die Gültigkeit von Offerten kurz zu halten, und Konsumentinnen und Konsumenten, eine Reserve einzuplanen. Gleichzeitig zeigt er sich optimistisch, dass sich die Situation irgendwann wieder einpendle.
Dieser Meinung ist auch René Schürmann von Elcotherm. Er rechnet jedoch damit, dass die Lieferketten noch gut zwei Jahre brauchen, bis sie sich normalisiert haben. Dann dürften auch die Lieferfristen wieder kürzer werden. «Denn je nach Hersteller beziehungsweise Lieferant bekommt man dieses Jahr schon keine Wärmepumpen mehr. Und dann muss es auch noch die Fachkräfte haben, um die Wärmepumpen zu planen und zu installieren.»
GebäudeKlima Schweiz
GebäudeKlima Schweiz ist der bedeutendste Schweizer Hersteller- und Lieferantenverband der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die Mitglieder sind mehrheitlich Systemanbieter und unterhalten gesamtschweizerische Verkaufs- und Servicenetze. Als «Stimme der Gebäudetechnik-Industrie» bringt GebäudeKlima Schweiz die Meinung der Industrie zu aktuellen Themen in die politische Diskussion mit ein, verhandelt mit Behörden und Verbänden, engagiert sich für optimale Rahmenbedingungen für die Schweizer Gebäudetechnik-Industrie, übernimmt eine wichtige Rolle in der Aus- und Weiterbildung und wird durch den branchenübergreifenden Austausch unter den Mitgliedern zu einem wichtigen Innovations- und Kompetenzzentrum. www.gebaeudeklima-schweiz.ch