Eine gemeinsame Sprache macht im Alltag vieles einfacher. Dies hat vor genau 25 Jahren auch die Interessengemeinschaft Datenverbund, IGH, erkannt und den Grundstein zu DataExpert gelegt, dem Standarddatenformat in der Gebäudetechnik. Pünktlich zum Jubiläum macht die IGH nun den nächsten Schritt. Text: Hannes Berther, Fotos und Grafik: IGH
Stellen Sie sich vor, Sie müssten als Installateur für Planungen, Offerten oder Rechnungen die Daten jedes eingesetzten Produktes von überallher einzeln zusammensuchen. Telefonisch beim Anbieter, mühsam in dutzenden Katalogen oder digital über unterschiedliche Kanäle. Oder stellen Sie sich vor, Sie müssten als Anbieter Ihre Produktdaten für jeden potentiellen Kunden in anderem Format aufbereiten. Je nach deren eingesetzter Software. Vor 25 Jahren war das alles noch Realität in der Gebäudetechnik. Denn jeder Einzelne sprach seine eigene Sprache. Auch heute arbeiten einige noch so. Die meisten aber haben inzwischen einen anderen Weg gewählt: Sie sind Mitglied der IGH Interessengemeinschaft Datenverbund und sprechen die gemeinsame DataExpert-Sprache.
Gelebte Digitalisierung
Die IGH wurde vor genau 25 Jahren mit der Idee gegründet, dass alle Lieferanten die Informationen zu ihren Produkten lediglich noch im gemeinsamen DataExpert-Standardformat publizieren. «Im Gegensatz zu vielen anderen spricht die IGH damit nicht nur von der Digitalisierung, sondern lebt diese seit 25 Jahren. Weg von individuellen Datenlieferungen, hin zu einheitlichen, elektronischen Daten», erklärt Patrick Schmid, Präsident der IGH. «Es brauchte jedoch einiges an Überzeugungsarbeit, bis wir am heutigen Punkt waren und alle Lieferanten wie auch Softwareanbieter am gleichen Strick zogen.» Tatsächlich begann die IGH 1994 mit nur zehn Herstellern und Lieferanten aus der Heizungsbranche. Es mussten Software-Unternehmen überzeugt werden, eine entsprechende Schnittstelle in ihren Programmen zu implementieren und die Daten wurden noch per Diskette versandt.
Heute kommunizieren Kunden und Lieferanten webbasiert sogar direkt miteinander, tauschen kundenspezifische Konditionen aber auch Offerten oder Bestellungen digital aus. Ob Installateure nun Projekte planen, Offerten erstellen oder Rechnungen schreiben: Ein Klick in ihrer Computersoftware genügt und sie haben kostenlos und projektbezogen die aktuellen, standardisierten Daten. Und zwar von über 3,7 Millionen Produkten. Denn inzwischen setzen über 110 Unternehmen der Gebäudetechnikbranche auf das standardisierte Datenformat der IGH: ein Marktanteil von über 85 Prozent. Diese Hersteller und Händler, die IGH-Mitglieder, erreichen mit nur einer Publikation alle Kunden und Interessenten, während die Software-Anbieter mit nur noch einer Schnittstelle ihren Anwendern gleich sämtliche Gebäudetechnik-Katalogdaten zugänglich machen.
Bereit für die Zukunft
Dass DataExpert ein so grosser Erfolg und inzwischen fast unumgänglich ist, erstaunt Christoph Schär nicht. Er ist Vorstandsmitglied der IGH und Stellvertretender Direktor von suissetec. «Was die IGH in diesen 25 Jahren mit DataExpert geschaffen hat, ist ein einmaliges Angebot, das in der Branche seinesgleichen sucht: Sie hat den Kommunikationskanal über die gesamte Wertschöpfungskette geöffnet.» Hinzu kommen als Zusatzangebot auch zahlreiche eigene Applikationen der IGH, zum Beispiel damit Installateure vom Büro aus aber auch direkt auf der Baustelle via Web-Applikation Produkte nachschlagen und bei Bedarf bestellen können. «Solche Anwendungsprogramme realisieren wir auf Wunsch und Initiative der Branche gerne», sagt Hannes Berther, Geschäftsführer der IGH. Die Basis dafür sei aber immer das einheitliche Datenformat, eben die gemeinsame Sprache. Und genau da geht die IGH nun pünktlich zum Jubiläum noch einen Schritt weiter. Denn der neuste Trend in der Gebäudetechnik heisst «Building Information Modeling», kurz BIM. Wie schon vor 25 Jahren übernimmt die IGH auch hier wieder eine Vorreiterrolle, indem sie nun die BIM-Daten in die bestehende Sprache integriert. «Dieses weiterentwickelte Format DataExpertBIM ist seit diesem Jahr unser neuer Standard», bestätigt IGH-Präsident Patrick Schmid. «Wir sind also bereit für die Zukunft!»
Interessengemeinschaft Datenverbund IGH
Die Interessengemeinschaft Datenverbund IGH stellt den Schweizer Standard für den Austausch von sämtlichen Daten im Bauwesen sicher und gewährleistet eine flächendeckende Verbreitung. Die IGH wurde 1994 gegründet und zählt mittlerweile 116 Mitglieder: Lieferanten der Bereiche Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro sowie der Schweizerisch-Liechtensteinische Gebäudetechnikverband (suissetec) und der Verband Schweizerischer Elektro-Installationen VSEI. Inzwischen sprechen rund 85 Prozent der Gebäudetechnik-Lieferanten diese gemeinsame DataExpertBIM-Sprache.