
Im Hochschulgebiet Zürich Zentrum (HGZZ) wird derzeit intensiv gebaut. Bildungsinstitute wie auch das Universitätsspital verdichten und aktualisieren am Hang des Zürichbergs ihren Immobilienbestand. Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen ist intensiv. Dies konnten Interessierte an einer Führung am 22. Mai 2025 durch den Neubau GLC der ETH und das benachbarte Sporthallenprovisorium vor Ort erfahren. Organisiert hatte die Veranstaltung das Forum Energie Zürich (FEZ). Text und Fotos: Manuel Pestalozzi
Beide besuchten Bauten stehen am Gloriarank; die Strasse mit der mittigen Tramtrasse gewinnt in einer Kehre auf dem Weg von der City zum Zoo an Höhe. Der Neubau GLC der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) stösst an die Aussenseite der Kehre und ist Teil eines grösseren Konglomerats von Institutsbauten unterschiedlichen Alters. Es wurde vor rund einem Jahr eingeweiht und beherbergt die beiden Departemente Gesundheitswissenschaften & Technologie sowie Informationstechnologie & Elektrotechnik. Armin Baumann, Architekt bei Boltshauser Architekten, welche ihr siegreiches Wettbewerbsprojekt realisieren konnten, erläuterte die Besonderheiten des Gebäudes. GLC ist in mehrerer Hinsicht ein «Passstück»; es musste einerseits in den Baubestand, andererseits auch in den steilen Hang eingepasst werden. Ausserdem waren restriktive Höhenbegrenzungen einzuhalten. Das Projekt machte sich diese Erschwernisse zur Tugend; der Neubau, der sich diskret hinter einen älteren Trakt schiebt und dabei einen geschützten Hörsaal-Pavillon freispielt, sinkt vor einer Stützmauer in die Tiefe. Der Abstand zu dieser Hangsicherung ist so breit, dass sich auf dieser Seite des Gebäudes Labore und auf dem Niveau des Haupteingangs eine gut frequentierte, von einen Ende zum anderen durchlaufende Aufenthaltszone ausreichend mit Tageslicht versorgen lassen.
Bauwerk mit Nachhaltigkeit
Die Stützmauer verläuft in eleganten, effektiv gemauerten Schwüngen. Sie verfügt aus statischen Gründen über Hohlräume. Diese nutzt man als Erdregister; an der Oberkante befinden sich Öffnungen, durch die Frischluft in die Technikzentrale gesogen wird. «Im Sommer kühlt sich auf diesem Weg die Luft ab, im Winter erwärmt sie sich», präzisierte Armin Baumann das Konzept, welche die spezifischen topographischen und baurechtlichen Bedingungen nutzt. Nachhaltigkeit äussert sich im gewichtigen Bauwerk, deren Sichtbetonböden- und Decken auf Stahlträgern ruhen, auch in der Fassade. Es handelt sich um eine Doppelfassade; die äussere Hülle besteht in den üblicherweise geschlossenen Fassadenpartien aus Glasbausteinen, dem prägenden Gestaltungselement des GLC-Baus, das auch beim Innenausbau bei Brüstungen, Trennwänden und in Treppenstufen zum Einsatz kommt. Der bis zur Dachkante durchlaufende Zwischenraum der Doppelfassade trägt im Sommer zur Klimatisierung und im Winter zur Dämmung der Innenräume bei. Die vorgeschriebenen Brandschutzklappen werden zu diesem Zweck in der warmen Jahreszeit geöffnet und bei fallenden Temperaturen geschlossen, so dass sie als Klimapuffer dienen. Kurt Schlegel von Engineering und Systeme der ETH Zürich erläuterte den Gästen Details der Gebäudetechnik.

Provisorium für zehn Jahre
Das Sporthallenprovisorium steht direkt gegenüber, in der Innenseite der Kehre. Es ist seit 2023 in Betrieb und wurde auch während der FEZ-Führung auf drei Etagen intensiv genutzt. Daniel Blum, Architekt beim Büro IttenBrechbühl, erzählte vom Gesamtleistungswettbewerb, bei dem nach einem Provisorium für ca. zehn Jahre gesucht wurde. Für eine permanente Sporthalle werde der Standort als zu kostbar erachtet, berichtete er. Mit dem Holzbauer Hector Egger Holzbau AG entwickelte IttenBrechbühl das nun realisierte Siegerprojekt. Es ist, wie im Wettbewerb gewünscht, auch leicht wieder demontierbar. Abgesehen von Streifenfundamenten und einer von der Bauherrschaft verlangten integrierten Hangsicherung besteht die gesamte Struktur aus Holz, inklusive dem Liftschacht. Bei der Klimatisierung wurden drei Komfortzonen definiert und räumlich zusammengelegt, sodass eine höchstmögliche Energieeffizienz erreicht wird. Daniel Blum liess keinen Zweifel daran, dass das Provisorium weitaus mehr als die geforderten zehn Jahre seinen Dienst im Gloriarank versehen könnte.
Wiederverwertung und Wiederverwendung
Urs Heusser von der Hector Egger Holzbau AG ging noch etwas tiefer auf die potenzielle Wiederverwertung, respektive Wiederverwendung des Gebäudes ein. Nach einer Schätzung seiner Firma eignen sich rund 15 Prozent der Bauteile für einen eins-zu-eins Reuse, bei 75 Prozent spricht man von Reduce. Dies bedeutet, dass Bauteile, etwa Faserplatten, bei der Demontage schaden nehmen und die Wiederverwendbarkeit mit einer Ergänzung durch Neubauteile kombiniert werden muss. Die verbleibenden zehn Prozent teilen sich das potenzielle Schicksal Recycling und «Ersatzteile», was gemäss Urs Heusser schlicht Bauschutt bedeutet. Dass die Sporthalle in der selben Form an einem anderen Standort aufgebaut wird, ist sehr unwahrscheinlich, war zu hören. Es sei auch fragwürdig, ob sich damit Kosten sparen liesse.