Zukunft der Branche im Fokus

Round Table Gebäudetechnik 2025

Die Referenten am GKS Round Table. Foto: GKS
Die Referenten am GKS Round Table. Foto: GKS

Über 100 Fachpersonen trafen sich im September in Aarau zum alljährlichen Round Table Gebäudetechnik von GebäudeKlima Schweiz und der Schweizerischen Normen-Vereinigung. Der Anlass stand im Zeichen zahlreicher Veränderungen, die auf die Branche zukommen, und wie sich die Hersteller und Lieferanten darauf vorbereiten können.

Was kommt in den nächsten Jahren auf die Branche zu? Diese Frage stand im Zentrum beim Round Table Gebäudetechnik 2025. Zum zwölften Mal organisierten GebäudeKlima Schweiz (GKS), der bedeutendste Schweizer Hersteller- und Lieferantenverband der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, und die Schweizerische Normenvereinigung (SNV) den fachlichen Austausch zwischen Herstellern, Lieferanten, Behörden und Verbänden. Gleich bei der Begrüssung der über 100 Anwesenden machte GKS-Geschäftsleiter Marco von Wyl klar: Zumindest was die Marktentwicklung angeht, ist ein Blick in die Zukunft schwierig. Noch vor drei Jahren gingen die Verkäufe von fossilen Heizungen zurück, während Wärmepumpen stark zulegten. Inzwischen zeigen die Marktzahlen von GebäudeKlima Schweiz ein gegenteiliges Bild. Marktverschiebungen, die den Herstellern und Lieferanten die Planung erschweren, wie Marco von Wyl erklärte. Zu deren Unterstützung befragt GebäudeKlima Schweiz ihre Mitglieder nun zukünftig quartalsweise auch zu einer Marktprognose und stellt diese gebündelt zur Verfügung. «Das ist zwar ebenfalls nur eine Prognose, aber immerhin eine breit abgestützte, die vielleicht eine Gesamteinschätzung vereinfacht», so Marco von Wyl.

Zukunft von Fernwärme und Wasserstoff
Unklar bleibt aktuell auch der Einfluss thermischer Netze auf die Marktentwicklung. Sicher ist: Schon heute deckt die Fernwärme zehn Prozent des schweizerischen Wärmebedarfs, davon rund je ein Drittel aus Holzenergie und Kehrichtverbrennungsanlagen. Zwar seien die Bewilligungsverfahren leider noch oft aufwändig und auch die unterschiedlichen technischen Anschlussbedingungen würden zu den Herausforderungen gehören, stellte Martin Liechti von Thermische Netze Schweiz (TNS) am Round Table fest. Die Fernwärme habe aber weiterhin ein grosses Ausbaupotenzial (7,3 TWh/a). Dieses liegt vor allem bei der Wärmenutzung aus Gewässern und Abwasser. Eine Chance für Thermische Netze sieht Martin Liechti zudem in der fossilen Spitzenlastabdeckung und betont, dass Fernwärmezentralen auch eine gute Grösse für Wasserstoff hätten.

Auf Wasserstoff ging auch Thomas Walter von H2Energy bei seinem Referat ein. Er sieht in grünem Wasserstoff eine Möglichkeit, den Stromnetzausbau zu vermeiden oder zumindest zu verzögern. Das Problem: Bei sinkenden Aussentemperaturen steigt der Leistungsbedarf von Luft-Wasser-Wärmepumpen überproportional. Lokale Wasserstoffspeicher könnten hier Abhilfe schaffen, indem Brennstoffzellen zur Spitzenlastabdeckung Strom und Wärme erzeugen. «Wasserstoff und Brennstoffzellen unterstützen die Marktdurchdringung von Wärmepumpen und Elektroauto-Ladestationen in Gebäuden und Quartieren und nützen der Elektrifizierung der Schweiz», so Thomas Walter.

Wann kommt die Ökodesign-Verordnung?
Wie sich welcher Wärmeerzeuger entwickelt, ist nicht die einzige Unklarheit, die die Branche beschäftigt. So gibt es zum Beispiel bei der Europäischen Union (EU) Verzögerungen bei der Ökodesign-Verordnung für Raumheizgeräte und Warmwasserbereiter. Sie ist die Nachfolge-Regelung der bisherigen Ökodesign-Richtlinie, enthält neu aber auch Vorgaben etwa zu Ressourcenschonung oder Reparierbarkeit. Aktuell laufe nun die Konsultation zum Entwurf, wie Günther Köb von Hoval in Aarau aufzeigte. Nach einer EU-internen Abstimmung folgt die öffentliche Konsultation. Gemäss Günther Köb aber sollen Gas- und Ölkessel nicht verboten werden.

Teil dieser Ökodesign-Verordnung ist auch der Digitale Produktpass (DPP), über den Informationen wie Materialisierung, Energieverbrauch oder Recycelbarkeit eines Produktes neu öffentlich zugänglich gemacht werden sollen. Das Bereitstellen dieser Angaben könne erheblichen administrativen Aufwand verursachen, weshalb man sich frühzeitig damit befassen sollte, betonte Uwe Rüdel von GS1 Switzerland in Aarau. Er unterstrich jedoch auch die Chancen, die sich durch die Digitalisierung ergeben: So bietet sich durch den DPP die Möglichkeit, direkt mit der Kundschaft in Kommunikation zu kommen und auf Leistungen oder Angebote aufmerksam zu machen. Noch unklar ist allerdings, wie stark die Schweizer Branche tatsächlich vom DPP betroffen sein wird. So könnte es beispielsweise eine Ausnahmeregelung geben für Produkte, die bereits über eine Energieetikette verfügen und entsprechend gleichwertige Informationen in der Europäische Produktdatenbank zur Energieverbrauchskennzeichnung (EPREL) verzeichnet werden können, wie Barbara Guder der SNV am Round Table aufzeigte. Auch sei noch nicht entschieden, in welcher Form die Schweiz die Regelungen übernehmen werde.

Herausforderung natürliche Kältemittel
Neben dem DPP gab Barbara Guder weitere Updates aus dem Normenbereich. So überarbeitet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen zurzeit die Empfehlungen zu Legionellen und Legionellose, auch bezüglich der Hausinstallationen, und veröffentlicht diese anschliessend auf seiner Website. Im Bereich Trinkwarmwasser ist im Februar 2025 zudem die neue SIA 385/2 erschienen. Im Juli 2026 sollen die überarbeiteten Normen SN EN 806-1 und -2 Trinkwasserinstallationen publiziert werden. Auch die ISO-Normen zu sicherheitstechnischen und umweltrelevanten Anforderungen an Kälteanlagen und Wärmepumpen werden angepasst, unter anderem im Hinblick auf brennbare Kältemittel.

Gerade diese Kältemittel sorgten in den letzten Jahren ebenfalls für viele Unsicherheiten. Die EU verschärft auf Anfang 2027 die Regeln zum Inverkehrbringen von Anlagen und Geräten mit in der Luft stabilen Kältemitteln. Die Schweiz zieht mit einer Revision der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) mit. Suissetec veröffentlichte im Hinblick auf den damit zukünftigen Einsatz von natürlichen Kältemitteln bereits vor einigen Monaten das Merkblatt «Umgang mit Wärmepumpen und Kälteanlagen mit gering toxischen, brennbaren Kältemitteln», an dem auch GebäudeKlima Schweiz mitgearbeitet hat. Rolf Löhrer, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Verbands für Kältetechnik (SVK), stellte nun in Aarau ein darauf aufbauendes SVK-Merkblatt vor. Dieses behandelt auch Anlagen mit gering toxischen, brennbaren Kältemittel der Sicherheitsklassen A3 und A2L. Ergänzend zum Merkblatt von suissetec beschreibt das SVK-Merkblatt das Vorgehen für Anlagen ohne Füllmengenbegrenzung.

Henry Wöhrnschimmel vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) informierte am Round Table die Branche ausserdem über den Stand der ChemRRV-Revision. Die Vernehmlassung ist bereits abgeschlossen – auch GebäudeKlima Schweiz hat sich daran beteiligt. Gefordert wurde unter anderem, dass die Heizleistung als massgebende Messgrösse für Wärmepumpen-Beschränkungen genommen werde und dass es eine Abverkaufsfrist ab Inkrafttreten der neuen Verbote gebe. Aktuell geplant ist, dass die Schweizer Regelungen zu Anlagen mit Kältemitteln Anfang 2027 in Kraft treten. Henry Wöhrnschimmel unterstrich, dass der Einbezug der Branche auch weiterhin wichtig sei. Etwa bei der Erarbeitung der Vollzugshilfe oder bei der Definition von Ausnahmen, bei denen nach Stand der Technik die Sicherheitsnormen nicht eingehalten werden können. Auch GebäudeKlima Schweiz werde sich in der Arbeitsgruppe dazu als Stimme der Industrie einbringen, versicherte GKS-Geschäftsleiter Marco von Wyl im Schlusswort des Round Table Gebäudetechnik 2025.

GebäudeKlima Schweiz

GebäudeKlima Schweiz ist der bedeutendste Schweizer Hersteller- und Lieferantenverband der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die Mitglieder sind mehrheitlich Systemanbieter und unterhalten gesamtschweizerische Verkaufs- und Servicenetze. Als «Stimme der Gebäudetechnik-Industrie» bringt GebäudeKlima Schweiz die Meinung der Industrie zu aktuellen Themen in die politische Diskussion mit ein, verhandelt mit Behörden und Verbänden, engagiert sich für optimale Rahmenbedingungen für die Schweizer Gebäudetechnik-Industrie, übernimmt eine wichtige Rolle in der Aus- und Weiterbildung und wird durch den branchenübergreifenden Austausch unter den Mitgliedern zu einem wichtigen Innovations- und Kompetenzzentrum.  www.gebaeudeklima-schweiz.ch