BFE verleiht den Watt d’Or 2019

Benoît Revaz, Direktor des Bundesamts für Energie (BFE) an der Preisverleihung. Fotos: BFE2019
Benoît Revaz, Direktor des Bundesamts für Energie (BFE) eröffnet die Preisverleihung. Fotos: BFE2019

Am 10. Januar 2019, hat das Bundesamt für Energie zum zwölften Mal den renommierten Schweizer Energiepreis Watt d’Or verliehen. Die Watt d’Or Trophäe – eine Schneekugel – wurde den Gewinnern von der prominenten Jury unter Leitung von Ständerätin Pascale Bruderer im Kongresszentrum Kursaal in Bern überreicht.

Innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen setzten die Energiezukunft bereits heute erfolgreich in die Praxis um. Zu ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie den Watt d’Or geschaffen, das Gütesiegel für Energieexzellenz. 2007 wurde der Watt d’Or zum ersten Mal verliehen. Sein Ziel ist es, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekannt zu machen. Sie sollen Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken. Der Watt d’Or ist nicht dotiert, es werden also keine Preisgelder ausgeschüttet.

44 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2018 für den Watt d’Or 2019 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 20 Beiträge. Daraus hat die Jury unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Pascale Bruderer die Siegerprojekte in den vier Watt d’Or-Kategorien gekürt. Darüber hinaus hat die Jury den Watt d’Or Spezialpreis «Transition» vergeben.

 

Die Gewinner in den einzelnen Kategorien:

KATEGORIE ENERGIETECHNOLOGIEN
DEPsys SA und IBB Energie AG
GridEye: Autopilot im Smartgrid
Die DEPsys SA aus Puidoux im Kanton Waadt hat die Smartgrid-Plattform GridEye zur Marktreife entwickelt. Sie unterstützt die Netzbetreiber bei der Aufgabe, immer grössere Mengen an dezentraler und fluktuierender Energie ins Stromnetz zu integrieren. GridEye kann ganz einfach in die bestehende Infrastruktur eingebaut werden. Durch Messungen lernt die intelligente Software, wie sich das Netz verhält. Sie leitet daraus Informationen zum aktuellen Netzzustand ab und kann so die Energieflüsse optimal, sicher und effizient steuern. GridEye wurde im Auftrag der IBB Energie AG auf dem Flugplatz Birrfeld installiert. Seither kann die 200 kW grosse Photovoltaikanlage auf dem Hangar des Aero-Clubs Aargau ihre maximale Leistung einspeisen, ohne die Netzstabilität zu gefährden.

KATEGORIE ERNEUERBARE ENERGIEN
dhp technology AG und IBC Energie Wasser Chur
Schwebende Solarkraftwerke: Seilbahntechnologie ermöglicht doppelte Nutzung von Infrastrukturflächen
Um Infrastrukturflächen wie Parkplätze oder Kläranlagen multifunktional zu nutzen, hat die dhp technology AG aus Zizers im Kanton Graubünden die bewegliche Leichtbau-Solaranlage «HORIZON» zur Marktreife entwickelt. HORIZON schwebt dank Seilbahntechnologie fünf Meter über der Infrastrukturfläche und lässt sich wie eine Handorgel zusammenfalten. Ein Meteo-Algorithmus fährt die Anlage bei Sonnenschein automatisch aus und bei starkem Wind oder Schneefall wieder ein. Die erste grosse HORIZON-Anlage wurde im Auftrag der IBC Energie Wasser Chur bei der ARA Chur realisiert und 2018 in Betrieb genommen. Sie produziert jährlich rund 540’000 kWh Strom, die rund 20 Prozent des gesamten Strombedarfs der Kläranlage decken.

KATEGORIE ENERGIEEFFIZIENTE MOBILITÄT
BLS AG und Universität Basel
Zug um Zug zu mehr Energieeffizienz
Will man Energie einsparen, muss man zunächst einmal den Verbrauch detailliert messen. Mit der Idee, eine solche Messkampagne in Schienenfahrzeugen durchzuführen, stiess der emeritierte Physiker Prof. Dr. Peter Oelhafen bei der BLS AG auf offene Ohren. Die eindrücklichen Messresultate haben zu einem umfassenden Modernisierungs-Programm der 36 NINA S-Bahn-Züge geführt, das 2019 abgeschlossen wird. Damit und mit weiteren Effizienzmassnahmen bei den restlichen Schienenfahrzeug-Flotten spart die BLS jährlich rund 13 Millionen kWh Strom, den Jahresverbrauch von über 3’000 Haushaltungen. In Teilprojekten des von Peter Oelhafen initiierten Energiesparprogramms sind weitere Transportunternehmen und viele Partner aus Forschung und Industrie beteiligt.

KATEGORIE GEBÄUDE UND RAUM
Stiftung Habitat und ADEV Energiegenossenschaft
Erlenmatt Ost: Ein nachhaltiges und buntes Areal mit lokaler Energieproduktion und -versorgung
Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs der Deutschen Bahn in Basel entwickelt die Stiftung Habitat das neue Stadtquartier Erlenmatt Ost. 2017 wurde das erste Gebäude bezogen, bis Ende 2019 werden dort rund 500 Menschen in über 200 Wohnungen leben. Schon heute zeigt sich: Das Quartier ist lebendig, bunt und nachhaltig: Ganz im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft. Die Vorgaben zur Quartier-Nachhaltigkeit sind messbar und bilden einen logischen Rahmen, der von den Bewohnenden verstanden und gelebt wird. Dazu trägt auch die ADEV Energiegenossenschaft bei, die hier eine der grössten Solarstrom-Eigenverbrauchsgemeinschaften der Schweiz realisiert hat. Im Endausbau wird Erlenmatt Ost zu über 70 Prozent mit Strom und Wärme versorgt, die direkt vor Ort produziert werden.

Die Empa und Eawag erhielten gemeinsam mit der dransfeldarchitekten ag den Spezialpreis Watt d'Or «Transition».
Die Empa und Eawag erhielten gemeinsam mit der dransfeldarchitekten ag den Spezialpreis Watt d’Or «Transition».

WATT D’OR 2019 – SPEZIALPREIS TRANSITION
Empa, Eawag und dransfeldarchitekten ag
NEST – Ein Lego-Haus als Innovationsbeschleuniger
Energie- und ressourcenschonende Innovationen kommen im Gebäudebereich nur schleppend voran. Die Innovations- und Risikobereitschaft von Investoren und Bauherren ist gering, oft werden bestehende Lösungen bevorzugt. Das von Empa und Eawag 2016 initiierte «living lab» NEST will Innovationsprozesse im Gebäudebereich in Zusammenarbeit mit rund 140 Partnern aus Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand beschleunigen. Thematische «Units», die wie Legosteine ins NEST eingebaut werden können, ermöglichen dies. Eine besonders attraktive Unit ist die vollständig solarbetriebene Fitness- und Wellness-Anlage, die sechsmal weniger Energie verbraucht als herkömmliche Anlagen. Geplant wurde sie von der dransfeldarchitekten ag aus Ermatingen.