Elektroautos als Stromspeicher nutzen

Die bidirektionale Ladelösung wird von den Kantonen Zürich, Bern, Thurgau und Tessin finanziell gefördert. Foto: zvg
Die bidirektionale Ladelösung wird von den Kantonen Zürich, Bern, Thurgau und Tessin finanziell gefördert. Foto: zvg

Bidirektionales Laden bezeichnet die Fähigkeit eines Elektrofahrzeugs, nicht nur Strom zu laden, sondern auch Energie zu speichern und zurück ins Stromnetz einzuspeisen. Nachdem dies bislang nur wenigen Fahrzeugen vorbehalten war, öffnet neu Volkswagen ihre Elektrofahrzeuge für bidirektionales Laden. Das Startup sun2wheel entwickelt dazu eine VW kompatible 22kW Wallbox.

Die Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien ist ungebrochen und die Produktion von Strom findet zunehmend dezentral mit Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern und an Fassaden statt. Da erneuerbarer Strom über den Tag nicht gleichmässig zur Verfügung steht, stellt der Erhalt der Netzstabilität eine grosse Herausforderung dar. Um diese Schwankungen auszugleichen und den Eigenverbrauch zu erhöhen, werden Energiespeicher immer wichtiger.

Elektroautos als dezentrale Energiespeicher
Batterien der rasch wachsenden Anzahl Elektroautos bieten ein bis heute weitgehend ungenutztes Potenzial. Denn unsere Fahrzeuge sind die meiste Zeit nicht unterwegs, sondern stehen parkiert – in Parkhäusern, zu Hause oder im Büro. Die riesigen Akkus dieser Fahrzeuge haben eine weitaus grössere Speicherkapazität als im Normalfall für die tägliche Mobilität benötigt wird. Um die Batterien von Elektroautos als Stromspeicher zu nutzen, braucht es bidirektionale Ladetechnologie, mit welcher Strom in beide Richtungen ausgetauscht werden kann.

Schweizer Technologie ermöglicht bidirektionales Laden
Die Gründer von sun2wheel haben das Potenzial dieser grossen, ungenutzten Batteriespeicher erkannt und im Jahr 2021 die erste bidirektionale Ladestation in der Schweiz lanciert. Der Pionier, an dem inzwischen auch der TCS beteiligt ist, hat mittlerweile über 200 bidirektionale Ladesysteme realisiert und dabei wichtige Erfahrungen gesammelt. Damit ist sun2wheel in der Poleposition für das nächste Kapitel des bidirektionalen Ladens in der Schweiz.

VW öffnet ID-Reihe für bidirektionales Laden in der Schweiz
Volkswagen hat kürzlich bekannt gegeben, dass die VW-Elektrofahrzeuge des Typs ID3, ID4, ID5, ID7 und ID Buzz ab der Batteriegrösse ab 77kWh mit dem neusten Softwareupdate für bidirektionales Laden in der Schweiz freigegeben sind. Das ist ein Gamechanger: Nachdem bidirektionales Laden bislang Modellen von Honda, Nissan oder Mitsubishi vorbehalten war, wächst das Potenzial mit der Öffnung durch VW auf einen Schlag um ein Vielfaches. Weitere Hersteller werden hoffentlich in Kürze folgen und ihre Fahrzeuge ebenfalls freigeben.

Kantonale Förderung und TCS-Rabatt
Die bidirektionale Ladelösung wird von den Kantonen Zürich, Bern, Thurgau und Tessin finanziell gefördert – in Zürich beispielsweise mit einem Beitrag von CHF 2’000.–. Zusätzlich bietet der TCS den ersten 20 Mitgliedern, welche die neue sun2wheel Wallbox bestellen, CHF 500.– Rabatt. Die neue Wallbox kann ab sofort vorbestellt werden. Die Herstellung der innovativen Ladestation erfolgt in der Schweiz und die Auslieferung startet voraussichtlich ab Mitte des kommenden Jahres. Die Kunden werden nach Bestellungseingang berücksichtigt (first come, first served).

Grosses Marktpotenzial in der Schweiz
Das innovative System von sun2wheel setzt neue Massstäbe im Bereich der Lade- und Speicherinfrastruktur. «Wir sind stolz, mit bidirektionalem Laden einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Energiezukunft zu leisten. Nun beginnt die nächste, entscheidende Phase der Elektromobilität. Mit unserer Technologie sind wir in der Schweiz Marktführer und bereit für das wichtige Wachstum in den nächsten Jahren», bringt der Elektroautopionier und Mitbegründer Marco Piffaretti die Ambitionen von sun2wheel auf den Punkt.

Die wichtigsten Begriffe

Vehicle-to-load (V2L)

Strom aus Onboard-Steckdose für Geräte nutzen. Nur Inselanwendung, keine Anbindung in ein Hausnetz möglich.

Vehicle-to-home(V2H)

Strom aus dem Fahrzeug im Haus nutzen. Erhöhung des Eigenverbrauchsanteil sowie des Autarkiegrades falls in Kombination mit einer Solaranlage.

Vehicle-to-building (V2B)

Strom aus dem Fahrzeug im Gebäude nutzen: EFH, MFH oder Industrie. Ermöglicht z.B. Peak-Shaving (Lastspitzenbrechen) in Industriegebäuden.

Vehicle-to-grid (V2G)

Strom aus dem Fahrzeug gezielt im öffentlichen Netz nutzen. Stromnetz kann stabilisiert werden (Primär- und Sekundärregelung), leistungsstarke virtuelle Kraftwerke möglich.

Vehicle-to-everything (V2X)

Sammelbegriff für alle obenstehenden Anwendungen.