Am 20. und 21. März 2023 fand in Bern zum 21. Mal die Schweizer Photovoltaik-Tagung statt. Ein zentrales Thema war die Sicherstellung der zukünftigen Stromversorgung, insbesondere im Winter. «Die Solarbranche sieht den Weg in einem beschleunigten Ausbau der Photovoltaik auf Dächern, Fassaden, Infrastrukturen und alpinen Grossanlagen, kombiniert mit der Nutzung anderer erneuerbarer Energien sowie Effizienzmassnahmen», so Swissolar-Präsident Jürg Grossen.
Solarenergie steht heute im Rampenlicht wie noch nie zuvor. Dementsprechend gross war das Interesse an der diesjährigen, mit rund 950 Teilnehmenden ausverkauften Photovoltaik-Tagung. Ein vielfältiges Programm deckt verschiedene aktuelle Fragestellungen ab, von der Sicherstellung der Stromversorgung über die aktuellen Rahmenbedingungen und Marktentwicklungen bis zum Umgang mit dem raschen Wachstum und den Abhängigkeiten von einzelnen Produktionsländern.
Rasches Wachstum als Beitrag zur Versorgungssicherheit
Die Schweizer Solarwirtschaft verzeichnet seit 2019 jährliche Wachstumsraten von über 40 Prozent. Die im letzten Jahr neu installierten Anlagen liefern jährlich rund 1 Terawattstunde (TWh) zusätzlichen sauberen Strom, womit der Solarstromanteil an der Schweizer Versorgung auf über 7 Prozent steigt. Auch im laufenden Jahr wird wieder ein starkes Marktwachstum erwartet. Ziel ist es, einen jährlichen Zubau von mehr als 2 TWh zu erreichen.
Nationalrätin und Swissolar-Vizepräsidentin Gabriela Suter erläuterte an der Tagung, wie mit einem intelligenten Zusammenspiel von Wasserkraft, Solar- und Windenergie sowie mit Massnahmen zur Stromeffizienz eine sichere und saubere Winterstromversorgung erreicht werden kann: «Mit dem raschen Marktwachstum der Photovoltaik wird die Wasserkraft in den kritischen Wintermonaten entlastet, indem die Stauseen weniger rasch geleert werden müssen. Zum Zeitpunkt ihres Tiefststandes im März und April laufen die Solaranlagen bereits wieder auf Hochtouren.»
Gebäude oder alpine Kraftwerke?
Nach dem dringlichen Bundesbeschluss vom Herbst 2022 stieg das Interesse an alpinen Solarkraftwerken rasant. Kontrovers wurde diese Frage auch an der Podiumsdiskussion diskutiert, die unter dem Titel «Versorgungssicherheit dank Grossanlagen?» mit Nationalrat und Swissolar-Präsident Jürg Grossen, VSE-Direktor Michael Frank, WWF-CEO Thomas Vellacott, Swissgrid-Vertreter Maurice Dierick sowie Frank Rutschmann vom BFE stattfand. Der gemeinsame Nenner war, dass die alpinen Grossanlagen eine wichtige Ergänzung zum Einsatzbereich auf Dächern und Fassaden bilden sollten.
Das Wachstum bewältigen
Das rasche Marktwachstum stellt die Branche vor grosse Herausforderungen. Die Lieferengpässe von Komponenten sind zwar weniger gravierend als im vergangenen Jahr, aber der Fachkräftebedarf ist weiterhin ein grosses Problem. An der Tagung wurden mehrere Initiativen zur Ausbildung von Fachpersonen vorgestellt, unter anderem die von Swissolar initiierten und ab Herbst 2024 angebotenen Berufslehren. Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger sagte dazu: «Wir sind zuversichtlich, dass viele junge Menschen eine sinnstiftende Arbeit im Umbau der Energieversorgung leisten wollen. Gleichzeitig müssen wir auch Umsteigern attraktive Pfade eröffnen, um in der Solarbranche arbeiten zu können.»
Abhängigkeiten reduzieren
Ein grosser Teil der Photovoltaik-Komponenten kommt heute aus Asien. Diese Abhängigkeit soll verringert werden. Während in den USA ein gross angelegtes Förderprogramm zum Aufbau einer eigenen PV-Industrie läuft, gibt es diesbezüglich in Europa bislang erst Absichtserklärungen. Die aktuelle Situation wurde von einem Vertreter der Internationalen Energieagentur sowie des European Solar Manufacturing Council erläutert. Mit grosser Spannung wurde das Referat von Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger Technology AG, erwartet. Die Firma mit Sitz in der Schweiz und Produktionsstandort in Deutschland ist an der Spitze bezüglich der Bemühungen zum Wiederaufbau einer europäischen Photovoltaikindustrie.
Weitere Themen der Tagung waren Neuigkeiten aus der Forschung, bei der die Schweiz zur Weltspitze gehört, sowie die Vorstellung aktueller Beispiele zum innovativen und praktischen Einsatz der Photovoltaik.
Weitere Informationen:
Die nächsten Tagungen:
2024: 21. und 22. März, Lausanne
2025: voraussichtlich 1. und 2. April, Bern