Von den deutschen Kommunen sind nur 42 Prozent teilweise auf die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen vorbereitet. Ein Fünftel fühlt sich sogar schlecht aufgestellt. Dies geht aus einer Kommunalbefragung sämtlicher 11’084 Gemeinden in Deutschland hervor, die der VDI zusammen mit der Universität Hohenheim durchgeführt hat.
Digitalisierung ist ein Querschnittsthema und kann sowohl in der Privatwirtschaft (Breitbandausbau), als auch in Verwaltungsabläufen und der Stadtinfrastruktur (z. B. Mobilität) zu weitreichenden Verbesserungen führen. «Vom papierlosen Büro über die digitale Verwaltung bis hin zur Smart-City – die Potenziale der Digitalisierung gewinnbringend zu nutzen, sind in den Kommunen noch lange nicht ausgeschöpft», sagt Christof Kerkhoff, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik. Ein einfaches Beispiel: Ein Viertel der Kommunen konnte im Vorfeld der Online-Befragung noch nicht einmal eine allgemeine E-Mail-Adresse ermittelt werden.
Gebäudebestand als wichtige kommunale Ressource für die Gesamtenergiebilanz
Die gebaute Umgebung der Menschen wird sich in den kommenden Jahren durch die Urbanisierung, den demografischen Wandel sowie Umwelteinflüsse stark verändern. Unabhängig von der Gemeindegröße halten dementsprechend auch drei Viertel der befragten Kommunen die Sanierung des öffentlichen Gebäudebestands für wichtig. Einhergehend wird die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden als gleichrangig bedeutend eingestuft. Das bezieht sich sowohl auf stadteigene Immobilien als auch auf die Unterstützung privater Eigentümer. «Das Bewusstsein für die Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudebestands dürfte insbesondere in Verbindung mit dem Einsparungspotenzial bei Verbrauchskosten und der Förderungsfähigkeit von energetischen Sanierungen zu sehen sein», erklärt Architekt Dirk Henning Braun, Inhaber des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie an der RWTH Aachen und Mitglied des Vorstands der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik.
Die hohe Bedeutung der regenerativen Energien wird von mehr als 80 Prozent der Städte und Gemeinden gesehen. So findet die Errichtung von Fotovoltaik- und Solarthermie-Anlagen an städtebaulich und wirtschaftlich sinnvollen Standorten sowie die Einbindung von Blockheizkraftwerken und intelligenten Verteilnetzen, sogenannten Smart Grids, hohen Zuspruch. Auch die Digitalisierung der Messeinrichtungen (75 Prozent) und verbrauchsangepasste Energietarife (50 Prozent) sehen Gemeinden aller Grössenordnungen als sinnvolle Lösungen.
Ressourceneffizienz wird noch verkannt
Die vielfältigen Potenziale der Ressourceneffizienz als Querschnittsthema werden von den Kommunen nur unzureichend wahrgenommen. Vielfach wird Ressourceneffizienz lediglich als ein Synonym für Energieeffizienz begriffen. Beratungs- und Informationsangebote zum Zusammenhang zwischen Ressourcen- und Energieeffizienz und Klimaschutz fehlen weitestgehend. Ralf Holzhauer, Vorstandsmitglied im Energieinstitut der Westfälischen Hochschule und Mitglied des Vorstands der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt: «Umfassende Förderprogramme für Ressourceneffizienz sind notwendig, die Kommunen können dies nicht ohne finanzielle Unterstützung leisten. Wegen der drängenden Zeit für Konzepte und Realisierung weitreichender Klimaschutzmassnahmen muss dieser Rückstand zügig aufgeholt werden.»
Weitere Informationen:
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VDI-Kommunalbefragung_Handlungsfelder